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OLYMPISCHES DORF ELSTAL
GARTENDENKMALPFLEGERISCHE ZIELSTELLUNG
1
INHALT
S e it e
Vorbemerkung
4
I. ENTWICKLUNG: ANLAGENGESCHICHTE, DOKUMENTATION
5
1.1
Freiräume im Siedlungsbau der Moderne während der 20er und 30er Jahre
5
Konsolidierungsphase des Regimes
Landschaftsplanung, Landschaftsentwicklung und Gartenkunst
1.2
Planung und Ausführung: Historische Entwicklung, Anlagengeschichte
9
(1933-1935)
1. Planungsgrundlage Modell
2. Plan 20. Juni 1934
3. Plan 11.7.1934
Konzeption ausgeführter Plan
Ausgeführte Plangrundlagen
Konzept/ Idee
1.3
Die Architekten
17
1.4
Ausgeführter Zustand
20
Unterkunftsgebäude
Erschließung und Raumbildung
Plätze
Raumbildung durch Pflanzung
Hindenburghaus
Empfangsgebäude
Einmannbunker
Baum-Pflanzung
Strauchvegetation
Materialien
1.5
Ausführungen bis 1945
28
1.6
Planung und Bebauung nach 1945
29
Die sowjetische Nutzung
Abzug der GUS-Streitkräfte bis heute
IQEK/ Bebauungsplan
2
II. Bestand/ Zustand/ Erhaltung
35
2.1
Erhaltungszustand/ Grabungen
35
Untere Aue
Obere Aue
Blockbauten
Bauteile/ Einbauten
Erkennbarkeit historischer Bestand
Denkmalwert
Künstlerische Bedeutung
Historische Bedeutung
Städtebaulich/ wissenschaftlicher Denkmalwert
III. LEITBILD ZIELPLAN
40
3.1
Entwicklungsziele
40
3.2
Methodik: Substanz entwickeln
41
IV. MASSNAHMEN
4.1
Massnahmen
42
4.2
Bereiche
42
Öffnung der Aue
Obere Aue
Speisehaus und angrenzend
Nördlich der Aue (Sportplatz)
Waldsee / Hindenburghaus
Zugänge / Eingang / ehem. Empfangsgebäude
Eingänge / Plätze
4.3
Art der Massnahmen
43
Vegetation
Bauliche Herrichtung
Rekonstruktionen
Künstlerische / gesellschaftliche Interventionen
Topographie
Untersuchungsbedarf / Offene Fragen
Pflegekonzept zur Regeneration
3
ABBILDUNGSVERZEICHNIS
45
PLANVERZEICHNIS
45
ABBILDUNGSNACHWEIS
46
QUELLENVERZEICHNIS
47
TAFELTEIL
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4
Vorbemerkung
Nach über 40-jähriger Anwesenheit verließen die GUS-Streitkräfte 1992
das ehemalige Olympische Dorf. Damit wurde das Gelände erstmalig
einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich und der Allgemeinheit bekannt.
Zahlreiche Veröffentlichungen untersuchten daraufhin die Entwicklungs-
geschichte. Schon 1993 wurde die im Besitz des Landes Brandenburg
befindliche Anlage unter Denkmalschutz gestellt.
Seit dem Erwerb durch die DKB-Stiftung für gesellschaftliches
Engagement 2005 wird die Anlage unterhalten und museal genutzt.
Entwicklungschancen für das ehemalige Dorf wurden in zahlreichen
Projekten und Wettbewerben untersucht, ohne dass eine konkrete
Entwicklung stattgefunden hätte.
Erst durch die Aufnahme in das Denkmalpflegeprogramm
‚National
wertvoller Kulturgüter‘
der Bundesrepublik Deutschland im Jahre 2009
konnten Fördermittel den Anstoß für konkrete Entwicklungspläne geben.
Mit dem integrierten Quartiersentwicklungskonzept, IQEK, von 2015
wurden mögliche Entwicklungen abgestimmt und eine Bebauung
erstmals geprüft.
Eine umfassende Aufarbeitung der Geschichte, und zwar sowohl der
baulichen, landschaftsplanerischen als auch der städtebaulichen, steht
bislang aus. Der Denkmalwert der Freianlagen ist in Bezug zur
künstlerischen Bedeutung noch nicht umfassend beantwortet. Die
historische Bedeutung und die Entwicklungsphasen sind noch nicht
erschlossen. Selbst die Zuordnung und Ermittlung der bauzeitlichen
Bestände ist noch sehr lückenhaft und keinesfalls für das gesamte
Gelände erfolgt.
Grundlage dieser Arbeit waren die Archivalien die Herr D
R
. H
ÜBNER
im
Rahmen seiner Promotionsschrift, hier besonders im Tafelband,
zusammengestellt hat und durch neue Funde noch ständig ergänzt.
Über die vorliegenden Unterlagen hinaus beteiligte sich D
R
. H
ÜBNER
an
offenen Fragen und ließ keine Frage unbeantwortet; keine Vermutung
blieb substanzlos oder unabgewogen zurück. Frau D
R
. K
ELLNER
hat durch
ihre Kenntnis der Person W
IEPKING
S
viele Fragen in das Gesamtwerk
einordnen und Äußerungen zuordnen können. Der Nachlass von
W
IEPKING
im Staatsarchiv Osnabrück Niedersächsisches Landesarchiv
wurde durch Frau D
R
. K
ELLNER
übersichtlicher.
Der Verfasser dankt dem Architekturbüro M
EIER
-H
ARTMANN
A
RCHITEKTEN
für
die Bereitstellung ihrer Dokumentation zu den Bauten sowie weiterer
Unterstützung zur Person und Werk W
ERNER
M
ARCHS
. Dem Büro J
AHN
,
M
ACK
& P
ARTNER
ist der Verfasser für strategische Hinweise dankbar.
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I HISTORISCHE ENTWICKLUNG: ANLAGEGESCHICHTE, DOKUMENTATION
1.1 Freiräume im Siedlungsbau der Moderne während der 20er und 30er Jahre
In
einer
Zeit
der
wachsenden
Spannungen
zwischen
den
Architekturauffassungen des Neuen Bauen und dem traditions-
gebundenen, handwerklichen Bauen der Stuttgarter Schule, wurde der
1927 errichteten Weißenhof-Siedlung von konservativen Baumeistern
1933 mit der Kochenhof-Siedlung ein Gegenmodell gegenübergestellt
(Bau-Ausstellung Deutsches Holz für Hausbau und Wohnung).
Mit der Ideologie der Volksgemeinschaft wurde der totalitäre Anspruch
des Staates bis in den Alltag der Menschen wirksam. Die Allgegenwart
des Herrschaftsanspruchs zeigte sich noch in unscheinbarsten Bauten
und bildete so einen geschlossenen ideologischen Hintergrund für die
Bauten dieser Epoche.
Stilistisch spannen sich die Bauten zwischen modernster Formgebung
und
Funktionalität
sowie
archaischer
Monumentalität,
die
in
verschiedenen Zeitabschnitten aber unterschiedliche Aspekte zeigen.
Jedoch zeigt sich auch in den Nuancen bei den in unterschiedlichen
Ausprägungen dem Regime zuzurechnenden Baumeistern und Garten-
gestaltern ein gleichgeschalteter ideologischer Auftrag der mit totalitärer
Macht sowohl kalkuliert als auch umgesetzt wurde. Die Verkürzung auf
nur einzelne Ausprägungen und Phasen oder die episodische Würdigung
von oppositionellem Verhalten würde nur die gesamte Maschinerie
rehabilitieren und sollte daher unterbleiben.
Konsolidierungsphase des Regimes
Mit dem Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums vom April
1933, den Nürnberger Rassegesetzen im Jahre 1935 und mit dem Erlass
der Reichskulturkammer zur Gleichschaltung der Gartenarchitekten und
anderer Berufsgruppen vom 22. September 1933 waren zumindest die
Werkmöglichkeiten aller Beteiligten eingeschränkt.
Nach
dem
Austritt
aus
dem
Völkerbund
und
der
Genfer
Abrüstungskonferenz im Oktober 1933 begann die Wiederaufrüstung
und mit der Einführung der Wehrpflicht im März 1935 auch die
erhebliche Ausweitung der Wehrmacht auf ca. 500 Kasernen,
Truppenübungsplätzen, Flughäfen und Fabriken. Mit den Olympischen
Spielen und mehr noch mit dem kurz vorher völkerrechtswidrigem
Einmarsch in das entmilitarisierte Rheinland im März 1936 hatten die
Nationalsozialisten ihre Macht konsolidiert.
In der Denkschrift zum Vierjahresplan wird die Aufrüstung der deutschen
Wirtschaft von Hitler einerseits zur Kriegsfähigkeit als auch der Armee
zur Einsatzfähigkeit im August 1936 innerhalb der nächsten vier Jahre
gefordert. Infanterie- und Artilleriekasernen wurden als Typenbauten
nach Heeresbauordnung errichtet und boten wenig gestalterischen
Spielraum. Mit Ausnahme der Bauten für die Luftwaffe die einen
eigenen,
technisch
modernen
Charakter
zeigten,
waren
der
Heimatschutzstil
und
die
landschaftliche
Einbindung
Teil
der
Bauaufgabe. Bautypen dieses Bauprogramms waren Lager- und
Behelfsbauten, der Krankenhausbau mit Pavillonbauten, Schulungslager
und schon seit 1934 Ordensburgen wie Vogelsang oder, vom gleichen
Architekten, ab 1936 das Seebad Rügen in Prora. Nach dem Anlauf
dieses
Bauprogramms
findet
sich
erst
die
Ausrichtung
des
Herrschaftsanspruchs auf den Umbau der Städte, hier besonders auf die
Reichshauptstadt Berlin.
Landschaftsplanung, Landschaftsentwicklung und Gartenkunst
Die Entwicklung folgte den gesellschaft-
lichen Strömungen. Man vermied die überlieferten symmetrischen
Systeme mit axialen Ordnungen und suchte stattdessen Wellenlinien und
organische Linienführungen. Im Gegensatz zu den Haltungen des Neuen
Bauens suchte man den Garten der freien ungebundenen Form, ohne
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Symmetrie und ohne Dynamik (Alwin Seifert 1933, Der kommende
Garten, in: Deutsche Bauzeitung 19). Auch der Sportstättenbau brachte
neue Aufgaben. Die landschaftsgerechte Einbindung von Stadien und
Freibädern war zu planen, größtes Projekt dieser Zeit war das
Reichssportfeld. Der ‚Kommende Garten‘ wurde zum Dogma des
deutschen Gartens, ohne formale gestalterische Ambition und nur noch
mit dem sozial-funktionalen Aspekt erstarrte er ins ideologisch
nationalistische:
‘Erst unser Wissen.....befähigt und verpflichtet uns zur
Gestaltung von blut- und bodenverbundenen deutschen Gärten‘
(Krämer, A., in: Gartenkunst 49, 1936). Den Weg zur Neuen Gestaltung
wies die Bodenständigkeit der heimischen Pflanzen mit dem
Naturgarten W
ILLY
L
ANGES
als Ausdruck germanischer Naturempfindung.
Die Heimatschönheit der deutschen Landschaft ist Vorbild für die
Gestaltung der gesamten Kulturlandschaft in der Tradition der
Heimatschutzbewegung.
Durch Männer wie Todt, der dem ästhetischen Einbau der
Reichsautobahn in die deutschen Landschaften ein besonderes
Augenmerk schenkte und dabei von Alwin Seifert und Wiepking-
Jürgensmann
beraten
war,
der
die
nationalsozialistischen
Freilandanlagen
wie
das
Reichssportfeld,
das
Nürnberger
Parteitagsgelände,
Flughafen
Tempelhof
und
Reichsehrenmal
Tannenberg gartenbautechnisch betreute, wurde die Landschaftspflege
und Landschaftsgestaltung zu einem der parteiamtlich gepflegten
Wissenszweige‘
(Carl Troll, 1947, Die geographische Wissenschaft in
Deutschland 1933 -1945).
Zumindest hier im Rückblick erscheinen W
IEPKING
und S
EIFERT
als
Vertreter des Dogmas vom deutschen Garten. Für das Nürnberger
Parteitagsgelände ist die Beteiligung W
IEPKINGS
allerdings nicht
nachweisbar
und
wohl
eher
unbedeutend.
(Schmidt,
A.:
Gleichgeschaltete Landschaft; unveröff. Manuskript, 2016). Allerdings
sind zwei seiner Schüler in führenden Positionen am Parteitagsgelände
beteiligt, sodass W
IEPKING
zumindest Kenntnis von den Arbeiten hatte
und diese wohl auch, im Briefwechsel, verfolgte (Nachlass Gerhard Hinz,
E 10/79, Brief Herr Hensel an Prof. Wiepking: Verpflanzungswagen mit
schwenkbarer Achse, 15.12.1936).
Das
Reichssportfeld
wird
in
Konstruktion
und
monumentaler
Erscheinung zum Zentrum der neuen Machthaber mit Weihestätten und
Totenkult. Der dem Burgenbau entlehnte Glockenturm, eine stark
hervortretende Bauplastik und die monumentale Anordnung von
Statuen tragen die typischen Merkmale dieses Baustils. In der Rezeption
der Zeit wird das Reichssportfeld zum Muster und Vorbild für weitere
Bauaufgaben des Staates herangezogen; so von C
LEMENS
K
LOTZ
bei der
Ordensburg Vogelsang (Durth, W., Nerdinger W.: Architektur und
Städtebau der 30er/40er Jahre, 1994).
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Abb. 1: Der Aufbau Titelseite, Gesellschaftsbau, Seebad Prora
Für den Architekten K
LOTZ
zeigen sich in seiner ab 1936 gebauten
Anlage des KdF-Seebad Rügen die Stil-Facetten seiner Bauten. Neben
der Masse und Monumentalität der 4,5 km langen Anlage der
Wohnhäuser werden Kultur- und Gesellschaftsbauten mit als Halbrund
geformten Köpfen und auskragenden Balkonen sowie mit Fliegenden
Dächern geplant.
Auch das Olympische Dorf zeigt zwar die ideologischen Vorgaben. Es
steht aber als geschlossene Kasernenanlage ohne Monumentalwirkung
in einem städtebaulichen Kontext als Solitär noch jenseits militärischer
Typenbauten in einer gelösten Materialität und Formensprache
innerhalb eines landschaftlich geprägten und bewegten Waldgeländes,
das topographisch weiterentwickelt und durch Umpflanzungen von
Bestandsbäumen umgebaut wird. Die moderat-modernen Großbauten
sind, im Gegensatz zum Beispiel von Prora, wo K
LOTZ
die als zu modern
betrachtete Gestaltung der Gesellschaftsbauten später entzogen wurde,
auch umgesetzt worden. Neben der baulichen, städtebaulichen
Ausformulierung finden sich im Olympischen Dorf mit der Sauna und
dem Waldsee weitere, für eine Kaserne ungewöhnliche Elemente.
Durch den Bauherrn Wehrmacht entbehrt das Vorhaben auch einer
möglichen direkten parteipolitischen Einflussnahme. Als Ausnahme muss
hier das erst sehr spät in das Konzept gelangte Hindenburghaus
genannt werden. Aber sowohl in der skizzierten Genese des
Bauprogramms des Nationalsozialismus als auch in den beschriebenen
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Typologien der Zeit handelt es sich bei dem Olympischen Dorf um einen
einzigartigen Sonderfall.
Abb. 2: Hindenburghaus mit zwei Textreliefen und Wappenschild über dem
Portal, 1936
Für die weitere Entwicklung der überkommenen Überreste stellt sich die
Frage, wie flexibel die Entwicklungslinien eine zeitgenössische
Wohnnutzung ermöglichen können, ohne dabei die Entstehungsart und
die historische Bedingtheit der Anlage zu verschweigen.
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1.2 Planung und Ausführung: Historische Entwicklung, Anlagengeschichte
(1933-1935)
Mit der Standort-Festlegung im November 1933 konnte die Planung des
Olympischen Dorfes im vom Olympiagelände 15 km entfernten Döberitz,
innerhalb des ausgedehnten Militärgeländes, beginnen. Zum ersten Mal
in der Geschichte der Olympischen Spiele sollte das Dorf nicht wieder
beseitigt sondern weiter genutzt werden. Die militärische Nutzung als
Kaserne sowie als Lazarett stand schon vor der Planung fest. Damit
scheidet auch das Konzept von Behelfsbauten aus und die Planung wird
langfristiger und wertiger angelegt.
In der vergleichenden Betrachtung der drei frühesten Konzepte bzw.
Pläne zeigt sich die frühe städtebauliche Konzeption die in Varianten,
gemäß dem Waldbestand sowie den konkreter werdenden An-
forderungen, angepasst wird:
1. Planungsgrundlage Modell
Die früheste Konzeption stellt ein im Mai 1934 in der Denkschrift (sog.
Blauer Führer) veröffentlichtes Modell dar.
Abb. 3: Entwurfsmodell, 1.5.1934 veröffentlicht
Planerisch konzipiert wohl seit Anfang 1934 sind bereits zwei Auen die
aneinander im Bereich eines Rundbaus eingeschnürt sind, erkennbar.
Um diese zwei Freiräume gürten sich ringförmig mehrere Gebäudereihen
aus einheitlichen Bautypen deren Stellung aber getrennt ist in Giebel-
und Traufenständig. In dem sonst reliefarmen Modell sind nur der
Birkenring und der Waldsee mit einem Bach als abgesenkte vertiefte
Senken, die wohl bereits bestanden, dargestellt. Die Obere Aue ist noch
nach Süden geneigt; Bäume sind in der Senke nur sporadisch
vorhanden. Die Aue ist einseitig geneigt.
Im Norden und Süden der elliptischen Freiräume markieren konvex
gebogene Baukörper die Zugänge. Die Sportflächen liegen außerhalb
des Gebietes und der spätere Waldsee ist als Kontur angrenzend im
Gelände nur angedeutet. Mit einer Betonung im Zentrum des nördlichen
Baukörpers wird eine Hierarchie und Richtung angegeben. Die Wege
erschließen in konzentrischen Kreissegmenten die aufgereihten Gebäude
und begrenzen so die zentralen Grünräume. Bereits mit diesem Modell
ist die vorbildlose, geschlossene städtebauliche Form entwickelt.
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2. Plan 20. Juni 1934
Nach weiteren 6 Monaten wird ein erster Plan vorgelegt (Staatsarchiv
Bremen). Der Plan ist nicht von W
ERNER
M
ARCH
unterschrieben. Als
Zeichner ist mit dem Kürzel
Wa.Ma.
wohl W
ALTER
M
ARCH
gemeint. Die
besondere Stellung in der Arbeitsgemeinschaft ist mit der alleinigen
Nennung von W
ALTER
M
ARCH
im Firmenstempel von W
ERNER
M
ARCH
als
Mitarbeiter anzunehmen. Der Plan trägt keine Änderungsvermerke.
Abb. 4: Entwurfsplan 20.Juni 1934, Werner March
Der Sportplatz ist nicht mehr außerhalb sondern seitlich direkt an die
Auen herangerückt. Die beiden Auen überschneiden sich jetzt mit dem
einbezogenen Waldsee. Der Ring der die Auen umlagernden Gebäude
wird nach Norden aufgeweitet und umschließt jetzt auch das ehemals
noch als Eingang dienende Speisehaus. Man erkennt Konstruktionslinien
mit strengen geometrischen Achsen und Flucht- sowie Mittelpunkten.
Diese Flucht- und Baulinien werden bis zur Ausführung erhalten
bleiben. Besonders markant stellt sich eine Linie parallel zum Sportplatz
mit dem Schnittpunkt in der Bastion dar.
Die Vegetation ist noch streng an den Rändern begradigt und bildet
räumliche Trennungen. Die Beschriftung mit Ginster und Mischwald
deutet möglicherweise auf die Bestandsvegetation und stellt noch keine
Pflanzhinweise dar. Höhenlinien sind zwar eingeführt, deuten aber stark
auf den Bestand hin und sind wenig verändert geschweige denn mit den
Gebäuden verschnitten. Es liegt daher nahe, dass zum Zeitpunkt der
wesentlichen räumlichen Festlegungen W
IEPKING
noch nicht beteiligt
war, womit sich sein Einfluss zur Urheberschaft reduzieren würde.
Im Abgleich mit dem Modell ist die wesentliche Raumform des
städtebaulichen
Entwurfs
der
offenen
Wiesen
mit
ringförmig
geschlossenen Gebäuden beibehalten. Durch die nördliche Schließung
des ehemals als U-Form konzipierten Körpers, wird das Speisehaus
selbstbezogener und autonomer und verliert seine Funktion aus der
ersten Planung als weiteres Eingangs-/ oder Zugangsgebäude. Die
Anlage bekommt eine Nord-Süd Ausrichtung mit einem an der Bastion
vorgenommenen Richtungswechsel. Auch der Sportplatz wird durch
Gebäude axial eingebunden. Der Waldsee öffnet das Gelände nach
Westen und die Auen zu dem angrenzenden Naturraum der Rhinslake.
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Erkennbar ist die Schaffung eines eigenen städtebaulichen Kontextes
mit zwei als Solitär entwickelten gebogenen Gebäuden die in die be-
stehende landschaftliche Situation eingebunden werden ohne diese zu
beherrschen und damit die beschriebenen Attribute wie Monumentalität
oder Traditionalismus vermissen lassen. Sicher sind die Gebäude nicht
aus dem Programm der Heeresbauordnung. Auch die Mannschafts-
gebäude wurden für das Dorf konzipiert und sind nicht aus dem
Baracken- oder dem Lagerbau entwickelt.
3. Plan 11.7.1934
Abb. 5: Plan 11.7.1934, Werner March
14 Tage später entsteht dieser Plan aus dem Brandenburgisches Landes-
Hauptarchiv. Der Plan ist diesmal von W
ERNER
M
ARCH
unterschrieben und
wieder von W
ALTER
M
ARCH
gezeichnet. Er trägt 5 Änderungsvermerke,
den letzten vom 24.10.34. Trotz der noch fehlenden Sporthalle und der
fehlenden 2-geschossigen Gebäude im Westen, des noch reduzierten
Gebäudekörpers des späteren Hindenburghauses sowie des vereinfacht
gebogenen Eingangsgebäudes zeichnen sich schon sowohl die spätere
Form des Waldsees, die sehr differenzierten Höhenlinien, mehrere
verzeichnete Einzelbäume und die organisch entwickelte Gestaltung des
Waldrandes ab. Dieser Plan dient nun der Ausführung; auf zusätzlich
vorhandene Pflanzpläne wird in der Ausschreibung zwar verwiesen,
diese sind aber nicht erhalten geblieben.
Die vorbereitenden Maßnahmen mit umfangreichen Erdarbeiten
beginnen zeitgleich zu dem letzten Änderungsvermerk im Plan im
Oktober 34. Im März 35 werden, vor dem Beginn der Baumaßnahmen
im April, erste Baumpflanzungen vorgenommen. Im September 1935
wird nach nur fünf-monatiger Bauzeit das Richtfest gefeiert.
Zur Frage der Beteiligung von W
IEPKING
legen schon die in diesem Plan
auftretende schwungvolle Wegeführung als auch die Höhenlinien mit
der Kontur des Waldsees Zeugnis seiner Beteiligung ab. Vermutlich
erfolgt sein Beitritt zu der Arbeitsgemeinschaft nach der Berufung zum
Professor am 1.7.34. Zwischen dem 11.7. und dem September 34 wird
die planerische Beteiligung deutlich; spätestens jedoch mit dem Beginn
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der sehr umfangreichen Erdarbeiten und den vorbereitenden Arbeiten
zu Umpflanzungen.
Konzeption ausgeführter Plan
Zwischen Februar und Juni 1935 werden Pläne und Modelle veröffent-
licht, in denen dann der ausgeführte Zustand dargestellt ist: Sport- und
Turnhalle, Empfangsgebäude und Hindenburghaus wurden in das
bestehende System integriert. Im Juni 1935 sind die Höhenlinien, wie in
dem ausgeführten Plan von W
IEPKING
dargestellt, eingefügt worden.
Abb. 6: Entwurf des Olympischen Dorfes, Juni 1935, Amtliche Karte zu den
Olympischen Spielen
In den klaren, mit Konstruktionslinien unterstützten Plänen, ergibt sich
eine amorphe, städtebauliche Grundform mit ineinander liegenden,
geometrisch konstruierten Ellipsen und Kreisbögen. Baulinien und
Baufluchten sind erkennbar. Überlagert
von bestehenden und
überformten Waldstrukturen erzielt die Vegetation in dem endgültigen
Plan eine größere Bedeutung. Mit dem eingeschobenen Plateau der
Sportanlagen und der Gebäude sowie dem hinzugekommenen
Hindenburghaus ist die ausgeführte Form des Dorfes abgeschlossen. Die
dominierende Form des Speisehauses wird mit einem steil abfallenden
symmetrisch geformten Hang zur Aue sowie rückseitig mit dem
aufsteigenden
Heizhaus
und
den
begleitenden
Mauern
und
Stufenanlagen an die Mannschaftsgebäude eingebunden aber durch die
Höhenlage nicht nur zu deren sondern zum Zentrum des Olympischen
Dorfes.
Mit
der
Umringung
des
Speisehauses
durch
die
Mannschaftsgebäude entsteht eine halbe Ellipse mit der Bastion als
Schnittpunkt. Der Ring umschließt sowohl die Gebäude als auch die Aue.
Besonders im Modell ist der Umgang mit dem Bestand schon sehr weit
entwickelt, Einzelbäume sind erkennbar. Ein Tunnel und damit die
Ausbildung des Eingangsbereiches sind bereits konzipiert.
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Abb. 7: Modell des Olympischen Dorfes, ausgestellt in der Olympiaausstellung
im Februar 1935
Ausgeführte Plangrundlagen
Als zuverlässige Grundlage für den ausgeführten Bautenstand hat sich
für die Gebäude und die Wegeführung der Plan von W
ERNER
M
ARCH
in der
Bauwelt erwiesen (March, W. ‚Der Aufbau des olympischen Dorfes‘
Bauwelt 26, 1936). Für die Vegetation und Topographie ist der Plan von
W
IEPKING
zuverlässig und stellt bis in die Angaben von Einzelbäumen die
vorgenommenen Pflanzungen dar. (Wiepking-Jürgensmann, H.: ‚Über
die Landschaft des olympischen Dorfes‘, in: Die Gartenkunst 49, 1936)
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Abb. 8+9: Heinrich Wiepking, Olympisches Dorf, Mai 1936, Werner March,
Ausgeführter Zustand, 1936
Konzept/ Idee
Die wechselnde Anordnung der Mannschaftsgebäude auf den terrassier-
ten Ebenen steht einerseits in Beziehung zu den Großbauten sowie zu
dem zentralen, durch Umpflanzungen und Geländeformen entstandenen
spannungsvollen Raum. Dadurch orientiert sich das Dorf weitestgehend
nach Innen. Öffnungen nach Außen sind sowohl im Bereich des
Eingangsgebäudes als auch vom Waldsee mit der angrenzenden
Rhinslake an den tiefsten Stellen vorhanden. Auch am Tor zur nach
Norden unmittelbar angrenzenden Eulenspiegelsiedlung öffnet sich das
Dorf nach außen.
Zeittypische Großbauten oder gereihte Mannschaftsgebäude waren nie
Teil des Konzepts. Die ovale Form der beiden Großgebäude mit der
auskragenden
Terrassierung
des
Speisehauses
und
die
freien
organischen Pflanzungen werden mit den, der bewegten Topographie
angepassten, Wegen verbunden. Hier ist kein Heerlager entstanden oder
ein ideologisches Programm, evtl. mit der Ausnahme des durch
Pflanzung verdeckten Hindenburghauses, erkennbar. Die Bastion
scheint dem Namen zum Trotz nicht sehr wehrhaft und die
Natursteinmauer wird von W
IEPKING
so dicht bepflanzt, dass sie kaum
erkennbar ist
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Abb. 10: Bastion von dem Birkenring, 1936-1945
Auf der Suche nach dem Vorbild für den Entwurf des Olympischen Dorfes
wird durch C
ARL
D
IEM
das antike E
LIS
als Vorbereitungsort der
olympischen Athleten genannt. Dieser Ort bleibt aber gestaltlos, da er zu
dieser Zeit noch gar nicht ausgegraben war.
H
ÜBNER
weist in seiner Schilderung des Bauplanungsverlaufs auf die
Wünsche des OK zur Beachtung der Vorstellungen von C
OUBERTIN
bei der
Planung des OD hin. In seinen städtebaulichen Ideen stellt er da: ‚
der
Umriss (solle) möglichst mit der umliegenden Landschaft harmonieren‘.
Auf keinen Fall sollten ‚
die Gebäude zu eng stehen und wie ein Modell-
Sanatorium erscheinen‘.
Wichtig ist die Gartenbaukunst. Zwischen dem
englischen Landschaftsgarten und dem französischen Barockgarten gibt
es Platz für einen harmonischen Eklektizismus. Der Nachweis einer
direkten
Übernahme
der
Vorstellungen
zu
einer
zukünftigen
olympischen Stadt durch die Architekten der Arbeitsgemeinschaft
Olympisches Dorf (AOD) konnte nicht erbracht werden. (Hübner, E.: Das
Olympische Dorf von 1936; Paderborn, 2015; S. 79).
Als
Vorbilder
könnten
dennoch
die
Pavillonbauten
aus
dem
Krankenhaus- und Heilortbau gedient haben, wie das etwas starre
Pavillonsystem der Heil- und Pflegeanstalt Am Steinhof in Wien.
Allerdings ist durch die Terrassierung der Anlage mit den schwingenden
Wegen sowie dem baulichen Abschluss mit der Kirche von O
TTO
W
AGNER
ein typologische Verwandtschaft zum Olympischen Dorf erkennbar.
Weniger starr und schon mit den ringförmigen Gebäuderingen die eine
zentrale Freifläche abschließen, ist der Plan eines Kindererholungs-
heimes in Berlin-Pichelswerder von L
EBERECHT
M
IGGE
und M
ARTIN
W
AGNER
.
Abb. 11: Entwurf Jugendpark Groß-Berlin, 1916, Martin Wagner und Leberecht
Migge.
Zumindest bei W
ALTER
M
ARCH
ist 1932 die Beschäftigung mit, den später
in
Deutschland
vorbildhaften
amerikanischen
Erholungsanlagen,
während seiner Tätigkeit in den USA mit
‚the study of recreation and
playgrounds
‘ nachweisbar (Lebenslauf Walter March, 1937).
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16
Abb. 12: Situationsplan Krankenhaus Am Steinhof, Wien-Penzing, 1906, Carlo
von Boog, Abschluß mit der Kirche von Otto Wagner
Der Gedanke an gartenstadtähnliche Vorbilder trägt auf Grund der
einseitigen, nicht zur Wohnnutzung gedachten Gebäude und der
fehlenden privaten Gärten oder halböffentlichen Freiräume nicht weiter.
Gärtnerische Pflanzungen mit Rabatten sind lediglich vor dem
Empfangsgebäude während der Olympischen Spiele als Rosenpflanzung
nachweisbar.
Allerdings lässt sich der Gartenstadtgedanke in dem Versuch eine
unverwechselbare Formgebung zu schaffen und in der Bildung einer
neuen und damit gerade vorbildlosen, städtebaulichen Form, ableiten.
Damit steht das Olympische Dorf sowohl außerhalb der militärischen
Bauform des Auftraggebers als auch außerhalb der strengen, totalitären
Baumuster des 3. Reiches als singuläre Baumaßnahme außerhalb der
traditionellen Bauaufgaben.
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17
1.3 Die Architekten
Die Planung des Dorfes liegt in den Händen der von W
ERNER
M
ARCH
ins
Leben gerufenen Arbeitsgemeinschaft Olympisches Dorf (AOD). Die
Datenlage dazu ist mager und Urheberfragen bzw. Hinweise auf den
jeweiligen Verfasser sind unsicher. M
ARCH
selber wird als Entwerfer des
Lageplans benannt und hatte auch die Oberleitung inne. Die
Urheberschaft der einzelnen Gebäude werden durch W
ERNER
M
ARCH
einzelnen
Architekten
zugeordnet:
W
ALTER
M
ARCH
für
das
Empfangsgebäude, Sporthalle, Sauna, Brücke und Schwimmhalle und
S
TEINMETZ
für die Bastion, das Speisehaus, die Unterkünfte und das
Hindenburg- sowie das Kommandantenhaus. Für die Außenanlagen
wird W
IEPKING
benannt (Werner March, Der Aufbau des olympischen
Dorfes; 1936).
Allerdings ist von einer Gemeinschaftsarbeit auszugehen. Einmal wird
W
ALTER
M
ARCH
sogar als Verfasser des Plans und als die Oberleitung
bezeichnet (in: Die Kunst für Alle, 1936). Dies wird in der Ausgabe vom
September aber wieder berichtigt. In einer Rezession von H
ELLWAG
über
eine Veröffentlichung über das Reichssportfeld (in: Neue Literatur, 1936)
wird W
ALTER MARCH
als wesentlich an der Planung beteiligt bezeichnet.
Die Nennung im Stempel als Mitarbeiter sowie die Zeichnungskürzel der
Lagepläne lassen zumindest eine tragende Rolle im städtebaulichen
Entwurf für W
ALTER
M
ARCH
erkennen. Auch die Verwendung moderner
Konstruktionen und Materialien ist nach seinen schon erwähnten
Tätigkeiten in den USA, plausibel.
Wann der Gartengestalter, so die im Nationalsozialismus erzwungene
Berufsbezeichnung, W
IEPKING
in die AOD einwirkt ist nicht sicher. Da er
mit den anderen Architekten, außer S
TEINMETZ
, an der Planung des
Reichssportfeldes beteiligt war, ist der konkrete Zeitpunkt wohl schwierig
zu legen. In einem Brief an K
ARL
F
OERSTER
zum Reichssportfeld klärt
W
IEPKING
noch am 27.10.34: “
Zunächst habe ich einen Privatvertrag mit
W
ERNER
M
ARCH
geschlossen, der vom Reich beauftragt ist, die Entwürfe zu
leisten...Mit der Ausführung der Entwürfe hat Herr M
ARCH
und damit
auch ich nichts direktes zu tun
.
Wahrscheinlich ist W
IEPKING
bereits mit
dem Beginn der Erdarbeiten im Oktober 1934 mit in dem AOD
beschäftigt.
Für
das
am
23.2.1935
datierte
umfangreiche
Leistungsverzeichnis sowie den darin erwähnten Bepflanzungsplänen
erscheint eine nur drei-vier-monatige Bearbeitungszeit eher gering
sodass von einer Beteiligung W
IEPKINGS
spätestens ab August 1934
auszugehen ist. Möglicherweise ist eine Datierung auch unmöglich, da
W
IEPKING
bereits zeitgleich mit den Arbeiten am Reichssportfeld, hier mit
den großen Umpflanzungen im Winter 1934/35, mit der Arbeitsgruppe
und den Planungen zum Olympischen Dorf verbunden war.
Ohne auf die schon zitierte zunehmende Verstrickung W
IEPKINGS
im
Nationalsozialismus einzugehen, wird ein Zusammenhang zwischen den
Planungen zum Olympischen Dorf und seiner Bautätigkeit als
Landschaftsplaner deutlich. In seinem Buch ‚
Das Haus in der Landschaft‘
von 1927 (S. 126-130) stellt W
IEPKING
seine Planungsprinzipien an
ausgeführten Entwürfen dar. Eine mit der Gestaltung im Olympischen
Dorf vergleichbare Raumbildung findet sich bereits in der Darstellung
des
‘Waldsitz in Wannsee‘
, einer Villa am Wannsee, die er von 1923-
1926 mit dem Architekten B
RUNO
P
AUL
entworfen hat.
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Abb. 13: Waldsitz in Wannsee, Erlenbestand vor Kiefern, Villa Collignon, 1923-
1926
Es handelt sich um die V
ILLA
C
OLLIGNON
bei deren Gestaltung ein alter
Erlenbruch und die gewachsene Schönheit der Uferhänge erhalten
bleiben sollten. Die Abbildungen zeigen in Vorher- und Nachher-
Darstellungen die Prinzipien der Geländegestaltung und die Anwendung
mit Pflanzungen.
Abb. 14: Waldsitz in Wannsee, Lageplan, Villa Collignon, 1923-1926
Es sollte der in seiner
‚schlichten Schönheit‘
vorhandene Kiefernwald
erschlossen werden. Frei schwingt der große Waldrasen ums Haus, ein
Rundweg führt weich und zwanglos um das Grundstück. Frei wachsende
Erlen mit dem grau-grünen Laub werden mit den ausgeschnittenen
Kiefern kontrastiert. Ein besonderer Reiz sind die
‚alten Lichtkiefern‘,
wohl
Bäume
mit
hoch
geschobenen
Kronen
und
knorrigem
Wuchs.
.
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19
Abb. 15+16: Waldsitz in Wannsee, Waldwiese am Hang, Villa Collignon, 1923-
1926
Bereits hier betont W
IEPKING
die Planung des Hauses von Innen heraus
und die angestrebte Verbindung der Landschaft mit den Zimmern. Ein
Blickfenster in den umgebenden Kiefern wird zum Wannsee hin
geöffnet. Im Olympischen Dorf stellt die Öffnung zur tiefer gelegenen
Rhinslake die Verbindung her. Bei den Mannschaftsgebäuden ist die
Öffnung der Räume zur Landschaft an den Eingängen als auch über die
den Tagesräumen vorgelagerten Terrassen ablesbar.
Abb. 17: Waldsitz in Wannsee, Blick vom Erlenbestand zum Wannsee, Villa
Collignon, 1923-1926
Zwar ist
bereits in den frühesten Plänen die Anlage einer
baumbegrenzten Senke in der Form des späteren Waldsees nachweisbar,
aber die Idee zur Ausbildung des Waldsees soll von
VON
R
EICHENAU
stammen (Redemanuskript zum Richtfest, G. Schulz, 25.9.1935).
Ohne selbst die planerischen Grundlagen gelegt zu haben, diese sind vor
dem
angenommenen
Einstiegs
W
IEPKING
s
wohl
schon
gelegt,
überarbeitet er mit malerischen schwingenden Formen die Wege und
mit der markanten Topographie sowohl die Lage der Hänge in den
zentralen Grünflächen als auch die Terrassen der Gebäude.
Mit den Baumstellungen und Anordnungen, auch zwischen den
Gebäuden, schafft W
IEPKING
einen besonderen, aus den erwähnten
Vorbildern abgeleiteten, Charakter des Dorfes.
An der Bastion findet sich im Juli-Plan (Abb. 5) erstmals eine
Stufenanlage aus der eine höhengestufte Platzierung der Bastion
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20
erkennbar wird. Zahlreiche Treppen auch hinter dem Speisehaus, sowie
mit Hochbeeten gefasste Bäume, nördlich und südlich des Speisehauses,
gehen vermutlich auf W
IEPKING
zurück.
Für die Stellung in seinem Werk wird dem OD eine herausragende Rolle
zugewiesen; wie er 1938, aus Anlass einer Ausstellung, mit der
Begründung darlegt:
‚Die untere Grünachse wurde mit der oberen
Grünachse landschaftlich frei verbunden. Ursprünglich war das nicht der
Fall...Die ganze Anlage entspricht aber im heutigen Eindruck einer
gewachsenen Landschaft
‘. (Brief an: Kunstdienst Berlin, 1.4.1938)
K
ELLNER
bewertet W
IEPKING
bis 1936 als idealistisch in der Tradition der
Landschaftsverschönerung stehend um danach in die politisch-
ideologische Landespflege mit deutlicher NS-Ideologie zu gehen.
(Kellner, U., Heinrich Friedrich Wiepking; 1998).
Selber zwar kein Parteimitglied aber mit der Professur als Nachfolger
von B
ARTH
am 1.7.1934, gegen G
USTAV
A
LLINGER
durchgesetzt, wird
W
IEPKING
, zusammen mit A
LWIN
S
EIFFERT
, zum führenden NS-Architekten.
1.4 Ausgeführter Zustand
Unterkunftsgebäude
Die Anordnung und Ausrichtung der Unterkunftsgebäude stellt ein
konstituierendes Element für das Dorf dar.
Aufgeteilt in zwei Bautypen, grundsätzlich eingeschossig mit einem
Mittelgang, wurden die Gebäude auf einem markanten Sockel, je nach
Hanglage deutlich ausgebildet. Auch die, je nach Bautyp traufseitig oder
stirnseitig,
im Bereich des Aufenthaltsraumes herausgehobenen
Terrassen wurden mit seitlichen Stufen ausgebildet. Stufen wurden
häufig, zum Teil mehrstufig, zum Erreichen der Eingänge erstellt. Der
Haus-Typ B war mit traufseitigem Tagesraum und vorgelagerter, mit
Polygonal-Platten als Liegeterasse ausgerüstet, Typ A hingegen
stirnseitig, jeweils mit zwei seitlichen Stufen zur Überwindung der
Sockelhöhe ausgestattet. Gegenüberliegend zur Terrasse befand sich mit
einem bekiesten Vorplatz der Eingang. Die hervorgehobene Gestaltung
von Eingang und Terrasse wurde mit Bänken und Pflanzkübeln,
zumindest während der Olympischen Spiele, aufgewertet.
Im Bereich der abgerissenen Wohngebäude an Stelle der späteren
sowjetischen Blockbauten, waren die Terrassen der Häuser einseitig mit
einer Sockelmauer in Sitzhöhe aus Naturstein zusätzlich eingefasst
.
Abb. 18: Terrassenmauer an Hausterrasse, Blick auf das Heizhaus, 1936
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Erschließung und Raumbildung
Die einzelnen Häuser werden an den bogenförmigen Straßen zu Zweier-
Reihen zusammengefügt und zueinander versetzt angeordnet. Für die
obere Dorfaue setzen sich die Erschließungen zu zwei Ringen mit dem
Speisehaus und der oberen Dorfaue als zentrale Räume zu einem Oval
zusammen. Aufmerksamkeit verdient die besondere Ausbildung beim
Zusammentreffen der ringförmigen Bauteile, v. a. am Speisehaus. An der
Erschließungsstraße treffen die Häuser jeweils versetzt aufeinander mit
sich nach Norden verringernden Abständen zwischen den Gebäuden.
Abb. 19: Zusammenfügung der Baufelder im Verhältnis zu den Solitärgebäuden
Über
die
geschilderten
Regelfälle
hinaus
gibt
es
gesonderte
Erschließungen: die Häuser hinter dem Speisehaus bzw. Heizhaus
werden durch sorgfältig ausgebildete Treppenanlagen über eine
Grünfläche erschlossen.
Einige Gebäude erhalten Einzelstellungen, entweder als Blickpunkte wie
die Häuser Meiningen und Heilbronn oder auf Grund einer
herausgehobenen Lage wie das Haus Plauen das zwar abgepflanzt ist,
aber durch die Lage zwischen Waldsee und Aue einen privilegierten
Ausblick zeigt. Auch das Ärztehaus (Hanau) neben der Bastion ist
markant. Die Häuser nördlich des Sportplatzes erhalten durch die 5
Stufenanlagen ein markantes Merkmal.
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Abb. 20: Haus Plauen vom Waldsee, 1936-1945
Plätze
Abb. 21: Karte Platzfolgen
Zwischen den Zweigeschossern entsteht ein großer, ungegliederter freier
Platz. Vor dem Heizhaus wird eine trapezförmige, bepflanzte Freianlage
ausgebildet und im Hof des Speisehauses entsteht ein ovaler Rasenplatz
der in Größe und Form mit dem Birkenring verwandt erscheint. In den
Plänen des ausgeführten Zustands (Abb. 7+8) ist der Rasenplatz zwar
nicht verzeichnet, aber im Luftbild nachweisbar.
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Abb. 22: Luftbild Blick über Speisehaus in die Aue, 1936
Das Hindenburghaus wird als einziges Großgebäude im Dorf zentral
erschlossen. Die Straße mündet auf einen Hof.
Für den bereits erwähnten Zugang an der Sporthalle wird eine über die
Grenzen des Dorfes hinausgehende Platzfolge in die angrenzende
Eulenspiegelsiedlung entwickelt.
Der größte Platz entsteht vor dem langgestreckten eingeschossigen Teil
des Eingangsgebäudes; im Inneren des Dorfes etwas erhöht zum
Birkenring, der an der tiefsten Stelle der Auen liegt. An den Rändern des
trapezförmigen Platzes lassen Bäume und Pflanzungen einen offenen
Raum mit einer guten Übersicht über die terrassenförmig die Hänge
ansteigenden Mannschaftsgebäuden entstehen. Der Platz ist asphaltiert.
Abb. 23: Blick durch das Tor des Eingangsgebäudes auf den Birkenring
Als Oval wird auch der Birkenring in der unteren Aue mit Birken
bepflanzt bzw. werden die vorh. Bäume erhalten und durch Sitzstufen
eingefasst. Der Vorplatz vor dem Eingangsgebäude ist als offener Platz
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wenig gegliedert und bildet mit dem Busparkplatz auf der anderen Seite
der Hamburger-Chaussee ein zusammenhängendes Oval aus.
Raumbildung durch Pflanzung
Die
beschriebenen
städtebaulichen
Formen
sind
durch
die
unterschiedlichen Höhenlagen nicht zusammenhängend erlebbar und
werden zudem noch durch gezielte, die Fassade verdeckenden
Pflanzungen, aufgelöst. Die Häuser bilden nie eine dichte, städtische
Masse sondern zeigen nur Einzelteile oder Fassadenausschnitte. Auch zu
den Auen sind die Gebäude abgepflanzt, wobei die beschriebenen
Liegeterrassen immer frei bleiben. Ausgenommen von diesem Schema
sind Gebäude außerhalb der Aue, einmal am Sportplatz oder das Haus
Plauen am Waldsee welches als Blickpunkt und Scharnier zwischen
Auen und Waldsee funktioniert. Selbst Gebäude ohne bestehende Bäume
werden durch entsprechend massive Pflanzungen, sogar unmittelbar am
Gebäude und an den Ecken, zurückgenommen.
Hindenburghaus
Dies sehr spät im Konzept erscheinende Haus wird in den Wald
eingeschnitten und durch Pflanzungen von der Sichtachse zum Speise-
haus aufgelöst. Die Kopfausbildung der Seitenflügel wirkt von der Aue
wie eine Reihe Mannschaftshäuser und gliedert so den großen
Gebäudekörper.
Empfangsgebäude
Als Besonderheit in der Anlage des Empfangsgebäudes und der gestalt-
erischen Haltung der Architekten erscheint ein nördlich gelegenes
Trafohäuschen mit Flachdach und gestreckter Mauerscheibe. In der
Nach-Olympischen Nutzung wird dem wohl zu modern anmutenden
Gebäude ein Satteldach verpasst. Dieses Gebäude ist als Ruine,
zusammen mit dem südlich gelegenen Gebäude der Gepäck- und
Zollstelle
als
einzige
Reste
des
Empfangsgebäudes
erhalten.
Abb. 24+25: Trafohäuschen oben mit Flachdach, 1936, unten mit Walmdach,
Ausschnitt 1945
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25
Abb. 26: Trafohaus Ruine, September 2008
Einmannbunker
Nicht genau datieren lässt sich die Errichtung der Bunker aus Beton, die,
über das Gelände verteilt aber noch während der Kasernennutzung
errichtet, als einziges intaktes Bauteil Zeugnis der militärischen Nutzung
abgeben und daher zu erhalten sind.
Baum-Pflanzung
Die vorhandenen Vegetationsstrukturen werden weitgehend geschont
und erhalten bzw. werden die Bestandsbäume, v.a. Birken, bis zum
März 1935 umgepflanzt (346 mehrstämmige Birken,
‚15 sehr große‘
;
Ausschreibung, 23.2.35). Standort für die mittelgroßen Birken ist das
Gesamtgelände, die großen Birken sollen im Block I, an Schwimmhalle
und Exerzierhaus, der Turnhalle, gepflanzt werden.
Gemäß der Beschreibung in der erhalten gebliebenen Ausschreibung
lagen 10 Pflanzpläne im Maßstab 1:200 vor. Für weitere 4 Pläne wird
die Vorlage nach Fertigstellung der Gebäude in Aussicht gestellt. Die
Pläne sind jedoch verschollen. Lediglich Fotos oder Beschreibungen
können daher Auskunft über die zeitgenössischen Pflanzungen geben.
Mit dem vorliegenden aktuellen Vermesserplan können Bäume den
jeweiligen Zeitschichten zugeordnet werden.
Es werden 250 große Einzelbäume mit dem Ziel bestellt, bis Frühjahr
1936 in drei Kampagnen gepflanzt zu werden: Linden, Pappeln und
Buchen werden in mehreren Arten angegeben, Eiche und Ahorn jeweils
nur in einer Art. Für die Abpflanzung zur Straße werden 200 Douglasien
und 1.300 Berg-Kiefern (Pinus montana, heute: Pinus mugo)
ausgeschrieben.
Die Gestaltungsabsicht wird in der Ausschreibung angegeben:
den
Naturwuchs zu erhalten bzw. den Naturwuchs im Eindruck zu
verstärken. Die gewählten Gebirgskiefern werden nur gepflanzt, um den
Eindruck einer fertigen Pflanzung bis zur Olympiade zu erreichen‘.
Die
genannten Bergkiefern werden strauchförmig und in großer Zahl
verwendet (6.000 Stück).
Die Kiefern waren, als Bestandsbäume, vorherrschend im westlichen Teil
des Geländes um die Bastion. Um das Speisehaus sind zahlreiche Birken
erkennbar. Der Märchenwald ist als Mischwald aus Eichen und Kiefern
gewachsen. Im Bereich hinter der Brücke dominieren um den Waldsee
Eichen, zur Aue hin Birken. Das Hindenburghaus ist schroff in den
vorhandenen Kiefernwald eingeschnitten und von Laubbäumen
umgeben. Charakteristisch ist die Pflanzung von Birken, sehr häufig
mehrstämmigen, innerhalb der Auen. Dadurch bestimmt ein starker
Kontrast zu den rückwärtig vorhandenen dunklen Kiefern das Bild in der
Aue
. Zwischen den Mannschaftsgebäuden hinter dem Speisehaus sind
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sehr viele Birken-Stubben, die als bauzeitlich eingeordnet werden,
vorhanden.
Abb. 27: Unterkünfte nördlich des Speisehauses, ca. 1941
Für den Sportplatz werden die mittlerweile zu einem Stangenwald
gewachsenen strauchförmigen Berg-Kiefern, da nicht dem Naturwuchs
zuzurechnen, ausdrücklich nur zum Abbilden einer fertigen Pflanzung
für die Spiele gepflanzt. Auch in der zeitgleich vorgenommenen
Bepflanzung des Reichssportfeldes findet sich ebenfalls die heckenartige
Umpflanzung der Sportflächen mit Kiefern. Das Auswachsen dieser
Hecken mittlerweile zu einem Stangenwald rechtfertigt also nicht den
zwingenden Erhalt oder sogar eine Nachpflanzung.
Strauchvegetation
Die Pflanzflächen werden im Leistungsverzeichnis mit 4.000 m²
angegeben, was mit einem Anteil von ca. 1% für die Gesamtfläche von
50 ha ziemlich gering ist. Neben den erwähnten Kiefern an der späteren
Bundes-Straße und südlich und nördlich des Sportplatzes gibt es noch
eine größere Pflanzung auf dem Platz vor dem Empfangsgebäude.
Direkt vor dem Gebäude befand sich mit einem Rosenbeet auch die
einzig nachweisbare Blütenpflanzung. Die spätere Stauden-Pflanzung
vor dem Lazarett verstellt die schwebenden, auskragenden Terrassen
des Speisehauses ist somit sicher nicht Teil der nachweisbaren
Konzeption.
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Abb. 28: Ärztehaus, Blick von der unteren Aue auf Birkenring und Bastion, 1936
In dem erwähnten Plan von W
IEPKING
von 1936 sind flächenhaft
Strauchpflanzungen zwischen den Gebäuden der unteren Aue und
zwischen den bestandslosen Flächen zwischen den Mannschafts-
gebäuden westlich des Speisehauses zu erkennen.
Eine dichte Umpflanzung der Bastion verdeckt die Natursteinmauer und
mildert damit die strenge Wirkung der Anlage. Ebenfalls am
benachbarten Ärztehaus ist die Strauchpflanzung so verdichtet, dass die
Strauchpflanzungen zusammenwachsen.
Materialien
Vorherrschend für das Gesamtbild sind die Asphaltwege mit den
Granitborden als Einfassung und den abgerundeten Wegemarken aus
Granit, mit jeweils drei Steinen im Radienbereich.
Abb. 29: Randsteine hier am „Haus Lübeck“, Juli 1939
Mauern und Treppen sind aus Beton und mit verputzten Wangen.
Naturstein wird sparsam verwendet. Auffällig sind die Polygonalplatten
und tlw. Sockelmauern an den Terrassen. Sichtbare Mauern umfassen
die beiden Hochbeete südlich und östlich des Speisehauses. Die Bastion,
sowohl aus Naturstein als auch mit Polygonalplatten belegt, wirkt durch
die erwähnte Abpflanzung kaum in die Aue. Die Einfassung des
Birkenringes wird durch die Überpflanzung kaum merklich. Einzelne
Plätze nördlich des Empfangsgebäudes und südlich von den Sport- und
Schwimmhallen sind mit Granit- Kleinsteinpflaster auffällig betont.
Ansonsten findet die Natursteinverwendung, auch in der Intensität der
Bearbeitung,
wenig
Wirkung
und
bleibt
untergeordnet.
Die
auskragenden Terrassen am Speisehaus und die großen Wiesenflächen
wirken eher zurückhaltend und modern.
Die Wege sind mit einer dünnen Asphaltschicht belegt und mit Granit-
Rohborden als Tiefbord eingefasst. Diese Wegekanten sind heute
zuverlässige Zeichen für das Auffinden der ehemaligen Wege. An den
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28
Radien waren die Wege mit drei abgerundeten Grenzsteinen oder
Abweisern aus Granit gekennzeichnet. Für die Zeit der olympischen
Spiele sind zusätzliche beschriftete Wegweiser aus Holz bekannt.
1.5 Ausführungen bis 1945
Auf Grund nur geringer Änderungen an der beschriebenen räumlichen
Struktur
sowie
der
zur
Entstehungszeit
bereits
mitgeplanten
Änderungen, scheint es angebracht, die Phase von der Erbauung bis
zum
Ende
der
militärischen
Nutzung
durch
die
Wehrmacht
zusammenzufassen.
Einen Hinweis dafür, dass umfangreiche Baumaßnahmen für die Zeit
nach der Olympiade von vornherein geplant waren, gibt die Zeichnung
von Flügelbauten beim "Haus Schandau" und entsprechend auch auf der
anderen Seite der Oberen Aue. Zudem ist überliefert, dass bis zum
Einzug der Wehrmacht im November 1936 (Um-)Baumaßnahmen
durchgeführt worden sind. Welche genau, ist unbekannt. Das Speisehaus
der Nationen wurde fast komplett entkernt, um statt der Speisesäle und
Küchen, die nur von den Balkons aus zu erreichen waren, nun als
Lazarett auf jeder Etage eine Raumaufteilung mit erschließendem
Mittelflur zu erhalten.
Da das Areal als Infanterieschule bzw. Lazarett nachgenutzt werden
sollte, und diese Nachnutzung ja nicht nur im Vorhinein feststand,
sondern auch bei den ausgeführten Bauten (zumindest teilweise)
konkret berücksichtigt wurde, ist es möglich, dass auch für die weitere
Nutzung fertige Pläne in der Schublade lagen. So zeigt es sich ja bei den
dann doch nicht ausgeführten Flügelbauten von "Haus Schandau".
Welche Architekten diese Baumaßnahmen nach August 1936 betreuten,
ist unbekannt; das werden aber wohl nicht mehr die M
ARCHS
bzw. die
Mitglieder des AOD gewesen sein. Zwar wird in der Ausschreibung eine
Gewährleistung bis 1939 angegeben. Hier fehlt aber der Nachweis von
Aktivitäten von W
IEPKING
noch zu diesem Zeitpunkt.
Bei dem 1937 für das Lazarett auf dem Dorfareal errichteten
Leichenhaus hat die Bauleitung z.B. ein "Fräulein Regierungsbaumeister
M
OLDIEWICZ
" inne (Hübner, E.: Das Olympische Dorf von 1936, 2015, S.
242 Anm. 107). Es wurden keine Gebäude abgerissen, die pflanzlichen
Strukturen scheinen zu den intendierten Vorstellungen hineingewachsen
zu sein (Sportplatz). Eher sind bauliche Ergänzungen festzustellen. So
wird durch die Zweiteilung des Geländes in Infanterieschule und
Olympialazarett der Hauptzugang zum Gelände baulich neu gestaltet
und mit einem Zaun und einer Sockelmauer aus Naturstein und einer
Reihe Ahornen zur Aue hin abgepflanzt. Dennoch bleibt die Mittelachse
frei und der Blick zum Lazarett unverstellt. Nach 1937 wird hier eine
üppige, die schwebende Wirkung der Terrassen verstellende hohe
Staudenpflanzung, im Widerspruch zur angestrebten Naturnähe,
angelegt. Nach 1937 werden an der Südgrenze zwei Lager-Gebäude
sichtbar, ein geschlossener Block und ein L-förmiger Bau die jedoch
keine
Wirkung
auf
das
Gesamtgefüge
haben.
Zwischen
den
Mannschaftsgebäuden wird im Osten ein Exerzierplatz ergänzt.
In die Außenanlagen werden an den Eingängen und hinter dem
Speisehaus
Einmannbunker
eingefügt.
Direkt
gegenüber
vom
Speisehaus wird die ehemals unbestimmte Grünfläche mit einem
betonierten Wasserspeicher belegt. Weitere Becken finden sich im
Märchenwald und sind somit bauzeitlich.
1937 fertigt A
RNO
B
REKER
eine Monumental-Skulptur. Der
Dionysos
wird
an der Ostseite vor dem Olympialazarett aufgestellt. 1939 erfolgt die
Aufstellung eines fünf Meter hohen Wahrzeichens mit der Darstellung
eines
Infanteristen
auf der Terrasse der ehemaligen Besucher-Gaststätte.
Entworfen von R
UCKTESCHELL
. An dem zwischen den Häusern ‚Essen‘ und
‚Hameln‘ angelegten Exerzierplatz wird 1937 ein Sandsteindenkmal für
die Gefallenen des Infanterie-Regiments mit einem Grabenpanzer und
einer Stahlhelm-Bekrönung errichtet.
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29
Direkt vor dem Speisehaus, in der Aue, wird in den letzten Kriegstagen
eine Begräbnisstätte angelegt. Die Gräberanlage ist in einer Karte
verzeichnet (Schäfer, Karl, Handskizze Gräberfeld April 1945, 1948, in:
Gemeindearchiv Wustermark).
Abb. 30: Statue „Dionysos“ östlich vor dem Lazarett, 1937
Für das Olympialazarett ist um 1937 die Anlage eines ausladenden
Staudenbeetes vor der Fassade zur Aue bekannt. Da dieses Beet die
auskragende, schwebende Terrasse verdeckt wird bei dieser Änderung
von einer nicht intendierten Planung ausgegangen.
Bis zum April 1945 hatte das Olympische Dorf keine Kriegsschäden
erlitten und ist gemäß der Planung mit den erwähnten Ergänzungen,
unverändert erhalten geblieben.
1.6 Planung und Bebauung nach 1945
Die sowjetische Nutzung
Intakt erhalten wird auch noch nach der russischen Besetzung das
Hospital weiterbetrieben. Mit der Übernahme 1945 wird das Gelände bis
in die 80’er Jahre unplanmäßig und immer nur in Teilen nach
Gebrauchsbedarf pragmatisch umgestaltet, ergänzt und baulich
erweitert.
Nicht
mehr
benötigte
Bauten
werden
dem
Verfall
preisgegeben.
Mit dem Abriss für die Gewinnung von Baumaterialien verschwinden
zunächst die leicht zugänglichen Gebäude außerhalb der zahlreichen
kleinteiligen Absperrungen, so das Empfangsgebäude und die
Ergänzungsbauten, die Wohnhäuser am Sportplatz und um das
Hindenburghaus.
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30
1953 werden im Umfeld des Hindenburghauses Schlepphallen und
unterhalb des Kommandanten-Hauses sowie auch außerhalb in der
Rhinslake Schlepphallen angelegt. Das Gelände wird sowohl mit Mauern
(östlich der Schwimmhalle) als auch Metallzäunen vielfältig segmentiert
und abgetrennt und bedingt so eine Neuordnung der Erschließung des
Geländes. Die untere Dorf-Aue wird dadurch geteilt, der See ist trocken
gefallen.
1961 wird der Sportplatz vor dem Speisehaus neu angelegt und ab Mitte
1960 führt die Errichtung von 12 Wohnblöcken mit den Erdarbeiten
einerseits zur Zerstörung der Mannschaftsgebäude und andererseits zur
Aufschüttung der restlichen Aue. Bis dahin sind die meisten der
Mannschaftsgebäude noch erhalten, die städtebauliche Form, ist noch
erkennbar.
Ab 1973 entsteht nördlich der Bastion ein Kulturpark mit Gaststätte und
Kaufhalle, Pflanzungen von kaukasischen Pflaumen (Diospyrus lotus)
und weiteren Obstbäumen sowie der Anlage der die Aue querenden
Treppe aus KS-Steinen und zusätzlichen Verbindungswegen zum
Sportplatz.
Von 1980-83 werden drei Plattenbau-Wohnblöcke mit einer Straße durch
die Aue und angrenzenden Zugangstreppen vor dem Hindenburghaus
errichtet. Die Standortwahl der Anlage sollte zur visuellen Abschirmung
des
Hindenburghauses
zur
Bundesstraße
in
den
Zeiten
des
Nachrüstungsbeschlusses, wirken.
Mit dem Abzug der GUS-Streitkräfte 1992 und der Übergabe an die LEG
1993 wird von einer Studentengruppe der TU-Berlin ein Bestandsplan,
auf der Grundlage einer sowjetischen Karte von 1976 erarbeitet. Es gibt
eine weitere russische Karte deren Datierung evtl. vom 14.2.1980
stammt.
Abb. 31: Olympisches Dorf, Zustand 1992
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31
Abb. 32: Bestandsplan Sowjetzeit, ca. 1980er Jahre
Westlich
des
Sportplatzes
sind
die
Mannschaftsgebäude
noch
verzeichnet aber durchgestrichen, ein Hinweis auf eine fehlende
Nutzung durch die Streitkräfte. An der Rosa-Luxemburg-Allee ist nur
noch eine Gebäude-Nummer verzeichnet, die Umrisse von den
Gebäuden fehlen bereits. Mit einer Ausnahme befinden sich keine
Mannschaftsgebäude mehr hinter dem Speisehaus, nur direkt vor dem
Wasserwerk ist zwar noch ein Gebäude verzeichnet, aber schon
durchgestrichen.
An der Bundesstraße findet sich ein Bau mit der Bezeichnung
Hotel
, ein
Gebäude auf der anderen Seite des Tunnels trägt die Bezeichnung
Bania
. Die heute noch vorh. Reste des Empfangsgebäudes sind
verzeichnet aber auch gestrichen. Die drei Plattenbauten sind bereits
errichtet, die Reste des Trafohäuschens sind auch noch als Umriss
verzeichnet. Der Platz vor dem ehemaligen Empfangsgebäude in der
Aue ist als vorhanden eingezeichnet. Die Bereiche der alten
Schlepphallen um den Waldsee sind, obwohl die Gebäude entfernt sind,
noch mit Zäunen abgetrennt.
Als 6. Haus in der Reihe vor der Schwimmhalle ist das Haus Plauen noch
benutzt und zumindest 1982 noch intakt.
Das fortschreitende Verschwinden der Mannschaftsgebäude mit den, je
nach Nutzung, unterschiedlichen Stadien des Verfalls erscheint als ein
geringerer Eingriff in die Struktur des ehemaligen Olympischen Dorfes.
Bedeutender für den Verlust der räumlichen Erlebbarkeit ist die starke
räumliche
Segmentierung
und
scheibenweise,
willkürlich
vorgenommene Entwicklung und Veränderung der Landschaft: Der
Wechsel von den offenen weitläufigen bewegten Flächen der Auen zu
den angrenzenden bepflanzten terrassierten Hängen ist aufgelöst,
Treppen laufen nicht in die Hänge hinein sondern queren und verbinden
nur noch Teil-Flächen. Die Straßenhierarchien sind aufgelöst, Gebäude
grenzen sich ab. Die breiteste Straße führt jetzt geradlinig vom
Hindenburghaus zu den Blockbauten und entlang der Plattenbauten,
beginnt als Achse, knickt ab und verläuft in die Ruinen der
Mannschaftsgebäude. Ebenso verläuft die Treppe als Achsenkreuz quer
durch die Aue zum Teich und steigt zum Café an.
Der ehemals dichte Baumbestand um den Waldsee ist zu einer Wiese mit
einer mehrreihigen Birkenallee geworden. Die ehemals sorgfältig
rhytmisierten Gebäude werden, wo erhalten, gänzlich freigestellt und
offen ansichtig, Plätze ohne Maßstab und ohne Funktion und Nutzung
entstehen. Der russische Liegenschaftsplan deutet zusätzlich noch
zahlreiche Trennungen des Geländes aus überkommenen, vorherigen
Nutzungen an.
Die Missachtung der räumlichen Situation führt zu Aufschüttungen des
Terrains aus dem Aushub der Gebäude und zu der Herrichtung des
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32
Sportplatzes, die ehemalige Obere Aue wird dadurch stark terrassiert
und erheblich angehoben, der Waldsee jenseits der Brücke wird
verschüttet und der Birkenring verschwindet unter ca. 1,50 m Erdreich.
Durch die Höhe und Reihung der Blockbauten verlagert sich die
ehemalige Kante von der Aue zurück an die Gebäude. Diese
Gebäudestellung verlangte nach umfänglichen Rodungen, sodass der
ehemals dichte Wald heute aufgelockert ist. Die Restaue verläuft in Form
eines Rhombus ohne Kante auf einer Anhöhe um das Café als neue
Mitte, umgeben von im Raster gepflanzten kaukasischen Pflaumen
(Diospyrus lotus).
Der ehemalig fließende zentrale Raum der Aue ist so in vier Segmente
geteilt: mit dem Sportplatz und dem Vorbereich des Speisehauses und
den Querpflanzungen.
Abb. 33: Karte Segmentierung der Auen und Zentrierung durch Gebäudeverlust
und Neubebauung, Zustand bis 1992
Abzug GUS-Streitkräfte bis heute
Der Bund erhält die Flächen zunächst zurück und übergibt sie Mitte der
90’er Jahre an das Land Brandenburg. Im Rahmen von ABM Tätigkeiten
sind über 100 Arbeitskräfte mit der Beräumung des Geländes und der
Gebäude beschäftigt, Reste der ausgebauten Fenster befinden sich noch
heute auf dem Gelände. Eine besondere Maßnahme stellen die
umfangreichen Stacheldrahtabgrenzungen innerhalb des Geländes dar.
Diese Abgrenzungen waren bedeutend für die sowjetische Nutzung des
Geländes und haben die Entwicklung entscheidend beeinflusst. Die
bauzeitlichen Gebäude sowie die Freiflächen sind 1993 noch unter
Denkmalschutz gestellt worden. Zum Zwecke der Nutzung als
Wohnstandort und Hotel sollten die Reste des Dorfes durch die LEG
vermarktet werden. Nach einem Rechtsstreit zur Eigentümerschaft
zwischen den Gemeinden Dalgow-Döberitz und Elstal wollte die
Gemeinde Ende der 90‘er Jahre Neubauten mit gehobenem Wohnen im
Olympischen Dorf anbieten. Auch die LEG versuchte zeitgleich mit
Doppelhäusern in ökologischer Bauweise auf den alten Fundamenten
der Mannschaftshäuser eine Neubebauung. Die Plattenbauten sollten
abgerissen werden.
2000 übernimmt eine G
B
R
O
LYMPISCHES
D
ORF
im Zusammenhang mit
anderen Militärflächen die Anlage. Mit Gründung der DKB-Stiftung
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übernimmt diese 2005 das Dorf. In einem Wettbewerb 2005 soll als neue
Nutzung eine Internationale Begegnungsstätte mit einem Sporthotel im
Speisehaus das Dorf wieder beleben. Der ausgelobte Wettbewerb
scheitert aber an den die denkmalpflegerischen Auflagen nicht
beachtenden Entwürfen.
Parallel zu den Versuchen einer baulichen Wiederbelebung und
Verwertung des Dorfes beginnt die regelmäßige museale Nutzung mit
entsprechender erhaltender und sichernder Pflege. Von 2009-2013 wird
das Dorf Teil des Förderprogrammes für Kulturdenkmäler mit besonderer
nationaler Bedeutung. Schwerpunkt der Förderung ist die ausgebrannte
Schwimmhalle.
Die Pflege der Freianlagen ist nur erhaltend und sichernd und unterliegt
noch keinem denkmalpflegerischen Konzept. Einbauten wie die
Kugelstoßanlage oder der Gedenk-Grabstein eines Olympiateilnehmers
am Birkenring wirken der Denkmal-Substanz eher entgegen. Die
Zugänglichkeit des Geländes ist
durch die Seilabtrennungen
eingeschränkt. Die große Besucher-Nachfrage mit jährlich 20.000
Besuchern zwingt zu verkehrssichernden Maßnahmen und führte zu den
Absperrungen einzelner Bereiche. Mit der Einrichtung eines Museums
und der Wiederherstellung der Schwimmhalle erfuhr der zentrale
Bereich eine inhaltliche Aufwertung und den Versuch, den ehemaligen
Auenbereich wieder erlebbar zu machen. Entsprechend wurde das
russische Café, bis auf die Bodenplatte, 2007 abgerissen.
Mit der Freilegung des Birkenringes durch eine Arbeitsgruppe der TU-
Berlin im WS 2011/12 sind jetzt Erkenntnisse zur Einschüttung der Aue
und zum Verständnis der noch verborgenen Substanz vorhanden. Die
Maßnahmen sind weitere Bausteine zur Rückgewinnung und zum
bildhaften Erleben der zentralen Bereiche.
IQEK/ Bebauungsplan
Die Gemeinde Wustermark wurde mit der Entwicklung des historischen
Olympischen
Dorfes
im
Rahmen
des
Projektaufrufs
2014
als
Premiumprojekt in das Bundesprogramm
„Nationale Projekte des
Städtebaus“
aufgenommen. Dieses Bundesprogramm fördert investive
sowie
konzeptionelle
Projekte
mit
besonderer
nationaler
Wahrnehmbarkeit
und
Qualität
mit
überdurchschnittlichem
Investitionsvolumen oder hohem Innovationspotenzial. Das Förder-
volumen umfasst 3,9 Mio. Euro, davon 2,6 Mio. Euro aus der
Bundesförderung und 1,3 Mio. Euro aus Gemeindemitteln. Der erste
Projektbaustein
bildete
2015
das
Integrierte
Quartiers-
entwicklungskonzept
(IQEK), welches als Richtschnur für die weitere
bauliche wie auch konzeptionelle Entwicklung des historischen Areals
dient.
Im
IQEK
werden
Aussagen
zu
Städtebau,
Freiraum,
Denkmalschutz, Umwelt, Verkehr und Erschließung sowie Energie
getroffen. Maßnahmenempfehlungen sowie ein über das IQEK
hinausgehender Klärungs- oder Vertiefungsbedarf werden formuliert. Es
entsteht ein Entwicklungskonzept bei dem verschiedene sektorale
Themen aufgenommen, Entwicklungsoptionen geprüft und zu einer
Entwicklungsstrategie für das Olympische Dorf zusammengeführt
werden. Wesentlicher Bestandteil der Strategie ist die Abstimmung mit
relevanten Akteuren. Die Entwicklung des Konzepts wird, erstmals in der
Geschichte des Dorfes, durch die Einbeziehung der Bürgerinnen und
Bürger begleitet.
Zurzeit wird ein Bebauungsplan für den Teilbereich um das Speisehaus
bearbeitet.
Im Oktober 2016 wurde das Olympische Dorf von der DKB Stiftung an
die DKB Wohnen übertragen und soll so einer baulichen Nutzung
zugeführt werden.
Trotz der zahlreichen Einbauten und Überplanungen sind, besonders
durch den Erhalt der Großbauten und des Sportplatzes, die
grundlegenden Eigenschaften des ehemaligen Olympischen Dorfes
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erhalten. Nicht immer erkennbar konnten durch Grabungen im Rahmen
dieser denkmalpflegerischen Zielstellung schon in bis zu 30 cm Tiefe die
ehemaligen Straßen- und Gebäude-Fundamente freigelegt werden.
Damit sind die ehemaligen subtil und im Zusammenhang geplanten
Höhenlagen und Höhenabstufungen der Gebäude und der sich darauf
beziehenden Pflanzungen, exakt ermittelbar.
Zusätzlich zu den als bauzeitlich eingestuften Bäumen kann so die
Wirkung zwischen geschlossenen und offenen Räumen wieder
entstehen.
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II. Bestand/ Zustand/ Erhaltung
2.1 Erhaltungszustand/ Grabungen
Die aus der bauzeitlichen Anlage erhaltenen Gebäude sind nur noch
rudimentär erhalten, die Raumstrukturen im Zusammenhang zerstört
und überformt.
Trotz der Gebäudeverluste ist die konzipierte städtebauliche Situation
erkennbar und erfahrbar.
Die in den Plänen zur Übergabe an den Bund 1992 und den von der
LEG/ DKB erstellten Bestandsplänen eingezeichneten Bauteile waren
noch zahlreicher als die im aktuellen Vermesserplan verzeichneten.
Diese
Abweichung
sollte
über
Sondierungsgrabungen
geklärt
werden.
Abb. 34: Vermesserplan, 2015
Untere Aue
Dabei wurden, beginnend an der südlichen Grenze des Geländes, am
Vorplatz zum ehemaligen Empfangsgebäude, die ehemaligen Plätze und
die die Aue begrenzenden Wege in sehr geringer Tiefe unzerstört
ermittelt.
Abb. 35: Grabung untere Aue Mai 2016
Die Grabungen zeigten, dass nahezu bis zur Bastion der westliche Auen-
Rand,
incl.
der
Gebäudefundamente
und
des
als bauzeitlich
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36
eingeschätzten angrenzenden Baumbestandes wieder zu ermitteln
waren. Angrenzend an den freigelegten Platz und den vorhandenen
Mauern des Tunnelbauwerks mit dem erhaltenen Rest der Gepäckstelle
sowie der Zufahrten ist somit der Bereich von der Hamburger Chaussee
bis zur Bastion in seinen Grundzügen vorhanden. Die Bauwerke sind
bereits durch das denkmalpflegerische Gutachten von 1993 geschützt.
Abb. 36: Empfangsgebäude: Ehemalige Gepäckaufbewahrung mit Platz, 2016
Ganz ähnlich waren die Funde auf der östlichen Seite in der unteren
Aue. Allerdings waren durch die Schlepphallen, den Bau der drei
Plattenbauten und die in Höhenlage verlaufende, baumbestandene
Straße alle Einbauten zerstört. Obwohl noch unmittelbar neben dem
südlichen Plattenbau Reste der ehemaligen Terrassenmauer der
Gaststätte vorhanden sind. In der Zufahrt zum Hindenburghaus ist der
bauzeitliche Belag und Verlauf der Straße noch vorhanden, da hier die
erforderlichen russischen Ergänzungen nur an den bauzeitlichen Belag
angefügt wurden.
Die dem Hindenburghaus vorgelagerten Plattenbauten stören zwar die
ehemalige Topographie, diese setzt sich aber direkt dahinter fort und
bleibt so ablesbar. Die Bauwerksreste ziehen sich als Wege und
Fundamentplatten noch bis an die Ostgrenze des Geländes fort. Mit dem
Hindenburghaus ist, trotz Verlustes des Eingangsgebäude ein Solitärbau
erhalten.
Obere Aue
Für den Bereich der Oberen Aue sind durch das Bestehen mehrerer
Mannschaftsgebäude, des Querweges und der Mauer mit den
Baumpflanzungen aus der Lazarett-Nutzung sowie der meisten
anschließenden Wege auch hier die bauzeitlichen Strukturen gut
ablesbar. Dasselbe gilt für die Gebiete um das Speisehaus und über den
Märchenwald hinaus bis zu den Gebäuden an der Rosa-Luxemburg-
Allee.
Der ehemalige Verlauf der Wege ist in jedem Falle unterlagert, teilweise
nur mit dem Unterbau ohne Decke und Einfassung aber auch mit der
Asphaltdecke
und
den
Granit-Rohbord-Einfassungen.
Vor
dem
Speisehaus wurden die bauzeitlichen Borde ausgebaut und neu versetzt,
sodass eine Orientierung an diesen Stelle in die Irre führt. In weiteren
Bereichen wurde neben dem vorhandenen bauzeitlichen Bord eine
zusätzliche Einfassung zum Erreichen der erforderlichen größeren Breite
angefügt. Damit ist die alte Wegebreite erkennbar geblieben (Vor
Hindenburghaus und zwischen den Zwei-Geschossern).
Für die zentrale Aue sind die Aufschüttungen mit dem Aushub der
Neubauten, die Straßen und Treppen in Höhenlage und der Einbau des
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Sportplatzes
sowie
der
Parkplätze
vor
dem
Speisehaus
die
weitreichendste Auflösung des bauzeitlich fließenden Raumes.
Natürlich ist der Verlust des Empfangsgebäudes für den Raum der
unteren Aue erheblich, durch die weitreichenden Bestandsfunde aber
räumlich verschmerzbar.
Blockbauten
Die umfänglichsten Veränderungen sind im Bereich der Blockbauten
entstanden. Allerdings konnten durch die Beibehaltung zumindest einer
der alten Straßenkanten und einiger Bestandsbäume der Verlauf und die
Höhenlage erkennbar bleiben.
Bauteile /Einbauten
Wegemarken finden sich z.T. ausgegraben und verstreut im Gelände. An
den Wege-Kreuzungen hinter dem Speisehaus und am Sportplatz sind
diese z.T noch in situ vorhanden.
Von den ehemals gemauerten Hochbeeten ist lediglich das Halbrund
hinter dem Speisehaus, allerdings mit einer anderen Baumart bepflanzt,
vorhanden.
Von den Treppenanlagen sind vier der ehemals fünf, die Wohngebäude
und das Heizhaus erschließenden Treppen hinter dem Speisehaus noch
vorhanden. Sogar die Einschlagpunkte der Geländer sind erhalten.
Teilweise sind die Stufen verschüttet oder der Zugang ist vermauert. Die
Stufen sind noch vorhanden und könnten freigelegt werden.
Erkennbarkeit historischer Bestand
Grundstruktur und Vegetation der Freiräume, bes. die Auen mit
Störungen und Verlusten
Topographie und Modellierung im Bereich der Fundamente und
Bauwerke
Waldsee als Rudiment mit Fundament der Sauna und Schieber sowie
an einem Ufer die Reste des Baumbestands
veränderte Erschließungs- und Zugangssituation
Wegeführung fast vollständig
Einzel-Gebäude, Bunker, Baureste und ablesbare städtebauliche
Gebäudestellung
Denkmalwert
Die Anlage steht seit 1993 unter Schutz. In der Gutachterlichen
Stellungnahme (Dr. Paschke, Ralf: Gutachterliche Stellungnahme,
17.03.1993,
Brandenburgisches
Landesamt
für
Denkmalpflege,
Brüderstraße 13) sind:
‚ erhaltene Bauten, der Sportplatz, die gärtnerisch
gestaltete
Landschaft
mit
See
und
Teilen
des
Wegesystems;
Straßentunnel am Südrand des Geländes, Grundmauern der ‚Bastion
‘‘
geschützt. Zu den erhaltenen Bauten zählen, auch wenn nicht erwähnt
die Bunker und die Gebäudereste des Empfangsgebäudes, nicht jedoch
die Fundamentplatten.
Wertvoll ist die konsequente und städtebauliche Ordnung mit den
zentralen freien Räumen und den geometrisch und gestaffelt platzierten
Gebäuden die durch Pflanzungen eingebunden sind und sich dem
waldartigen Charakter zu einer gewachsenen Landschaft unterordnen.
Ergänzt wird diese Grundidee durch zahlreiche Einzelelemente wie
Treppen, Mauern, Wege-Hierachien, dem Waldsee und den Böschungen.
Die Schaffung klarer, kraftvoller Räume die dem Städtebau Form geben
und sich dieser Form unterordnen ermöglichen ein Zusammenwirken in
Maßstäblichkeit.
Die Solitärbauten sind als Sonderbauten, mit für diesen Bautyp
eigenständiger und vorbildloser Sprache entworfen.
Der zentrale Naturraum mit einem planmäßig entwickelten Rand, mit
wenigen, kalkulierten, im Wechsel mit Einbauten und landschaftlichen
Motiven vorgenommenen Einfügungen in den Waldbestand und durch
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Umpflanzungen
unter Veränderung der Bestandspflanzung und
Höhenlage. Daraus entwickelt sich die planmäßige Erschließung und
Bebauung mit der gestalteten Verbindung zwischen Haus und Freiraum
mit Pflanzungen direkt auf der Terrasse oder an den Kanten der
Gebäude.
Zusammengefügt wird der Entwurf durch geplante und im Entwurf
verzeichnete
kalkulierte
Konstruktionsachsen,
Sichten
und
Blickachsen.
Abb. 37: Historisches Raumkonzept
Die daran vorgenommenen russischen Ergänzungen erscheinen zwar
nicht mehr planmäßig, andererseits lösen sie die große Offenheit und
ringförmige Umschließung auch bewusst durch Segmentierung in kleine
Räume auf und sind insofern auch kalkuliert. Vermutlich aber willkürlich
durch die mehrfach ergänzten Abgrenzungen durch Zäune und Mauern
ergaben sich kleinzeilige Räume, die mit der Anlage des Kulturparks
ihren Abschluss fanden.
Auffällig ist die parallele ringförmige Stellung der Blockbauten an den
historischen
Wegen
die,
unter
Gebrauch
der
bauzeitlichen
Straßenkanten die städtebauliche Idee weiterträgt. Additiv und ohne
starken Zusammenhang wird z.B. der Sportplatz an der breitesten Stelle
der Oberen Aue direkt vor dem Speisehaus eingefügt. Die vorhandenen
sanften Hänge erforderten massive Böschungen damit die erforderliche
eben der Sportfläche überhaupt entstehen konnte. Ebenfalls additiv
entstanden
die
Sportplätze
im
Märchenwald,
auch hier sind
Böschungen, wenn auch weniger hoch, aufgeschüttet worden.
Da die nuancierte Topografie als ein wesentliches Element der
historischen Planung durch die russischen Einbauten bewusst gestört
wurde,
scheint
eine
parallele
Koexistenz
der
russischen
und
bauzeitlichen Auffassungen eigentlich nur für den Erhalt der
Blockbauten möglich. Man kann nicht einerseits als Leitbild die
Freistellung der Auen fordern und gleichzeitig die erwähnten Elemente
der russischen Ergänzung erhalten. Hier sind vor allen die Trennungen
wie die Treppe und die Straße mit der begleitenden Bepflanzung zu
nennen. Da bereits willkürlich auch einzelne Elemente, mit dem Ziel der
Freistellung
der
Auen
entfernt
wurden,
ist
die
Sicherung
fragmentarischer
Reste,
als
Elemente
der
russischen
Nutzung
fragwürdig.
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39
Künstlerische Bedeutung
Gartendenkmal
: Sicher ist hier auch die künstlerische Beurteilung der
Gebäude und das Zusammenwirken mit der Landschaft zu nennen. Die
Frage von welchem der Architekten die Plan-Idee stammte, hier
besonders die, vermutet aber nicht ganz sicher aufzuklärende Rolle von
W
ALTER
M
ARCH
, bleibt zwar unbeantwortet. Aber sicher ist, dass die
Planung vor Eintritt von W
IEPKING
bereits abgeschlossen war und sein
Anteil am Gesamtkonzept eher gering ist. In der Verfeinerung und
Verknüpfung durch die Wegeführung und v.a. der Pflanzenverwendung,
als Neupflanzung und Bestandspflanzung, die allerdings in seinem
Schaffen schon nachweisbar ist, ist zu vernachlässigen. Allerdings ist
durch die Beteiligung von W
IEPKING
, an der zeitlich etwas vorlaufenden
Planung des Reichssportfeldes, sein Anteil am Konzept nicht ganz
auszuschließen.
Die Bedeutung der städtebaulichen Konzeption liegt in der vorbildlosen,
originellen
planmäßig
entwickelten
Form
mit
einer
dafür
ungewöhnlichen Nutzung als Kaserne sowie der weitgehenden
Einbindung in eine landschaftliche Situation.
Historische Bedeutung
Für das Bauschaffen im Nationalsozialismus und für die Beurteilung
dieser Phase und Bauaufgabe hat die Anlage neben der Bedeutung für
die Architektur auch eine Bedeutung für die Geschichte. Bei dem
Hindenburghaus mit dem Relief und dem Figurenschmuck des
Nationalsozialismus sowie den Malereien aus der russischen Verwaltung
im Inneren ist sowohl die Geschichte des Krieges als auch des Kalten
Krieges erlebbar. Besonders in Verbindung mit dem Erhalt der verstreut
vorhandenen zahlreichen bauzeitlichen Einmannbunker entsteht ein
sichtbares Zeichen der Kriegsbindung des Dorfes.
Auch der Erhalt der Anlage von Gräbern für die Kriegsopfer des Olympia-
Lazaretts der letzten Tage deutet auf diese historische Bedeutung.
Im Werk von W
IEPKING
stellt die Anlage als einzig erhalten gebliebene
landschaftliche
Gestaltung
und
mit
der
Verwendung
von
Großbaumverpflanzungen einen Wert dar. In seinem Werk weist er ihm,
zumindest bis vor dem Krieg, einen bedeutenden Stellenwert zu.
Als einziges noch erhaltenes Olympisches Dorf liegt im Erhalt der Reste
eine hohe Verantwortung. Für die Zeit der russischen Nutzung geben die
Blockbauten Auskunft. Als ein Detail aus der Planung des Kulturparks
sollten die Pflanzungen der selten verwendeten kaukasischen Pflaume
unterhalb der Bastion erhalten bleiben.
Städtebaulich/wissenschaftlicher Denkmalwert
Die Konzeption, Nutzung und Geschichte der Anlage ist
erkennbar und in der Form nachvollziehbar. Stadtgeschichtlich ist sie
mit den angrenzenden Militärflächen verbunden. Für eine Vermittlung
im Rahmen der geplanten musealen Nutzung ist sie auf den erhaltenen
Bestand angewiesen. Bislang wird mit einer Zuweisung des Jesse Owens
Hauses aber eher eine kreative als authentische Lösung bevorzugt.
Abweichend von der Heeresbauordnung ist das Gelände für eine
spezielle Bauaufgabe konzipiert worden.
Umgebungsschutz
Für die als Denkmal geschützte Anlage ist der Umgebungsschutz mit
dem Neubau der Brücke über die Bundesstraße und die Verschüttung
des Tunnels bereits versäumt. Besondere Aufmerksamkeit muss daher
der Umgang mit der Rhinslake nördlich des Waldsees und der Bereich
des ehemaligen Eingangs zum Olympia-Lazarett erfahren.
Auch für die eventuell erforderliche Errichtung einer Lärmschutzwand
spielt die Beachtung des Umgebungsschutzes eine Rolle.
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III. LEITBILD/ ZIELPLANUNG
1. Sichtbarmachung aller vorh. bauzeitlichen Strukturen, baulich
Instandsetzen und evtl. rekonstruieren, Baumpflege
2. Erlebbarkeit Sichtachsen und Symmetrieachsen Zugänge, herstellen,
3. Zusätzlichen Forschungsbedarf ermitteln, ungeklärte Fragen und
Verläufe aufklären.
4. Russische Strukturen erhalten wo nicht für Freihaltebereich der Auen
sichtbar.
Der Zielplan vertraut auf die räumliche Wirkung der freigestellten
bauzeitlichen Vegetationsstrukturen und auf die Rodung der als störend,
da konzeptfrei, entstanden Nachpflanzungen oder Aufwachsungen der
Nachkriegszeit.
Zusammen mit einer einheitlich bepflanzten Wiesensaat entstehen
offene Bereiche in der die in Teilen nachgepflanzte bauzeitliche
Vegetation die weiten Bereiche spannungsvoll gliedert, auch ohne die
bauzeitliche Höhenlage wieder gewinnen zu müssen.
3.1 Entwicklungsziele
Seit der Unterschutzstellung hat die Anlage vielfältige, zum Teil auch
beschränkt zeitgebundene Nutzungsvorschläge erlebt. Die im Rahmen
des
IQEK
entwickelten
Nutzungskonzeptionen
erscheinen
hier
abgewogen und ermöglichen die Nutzung als Wohnstandort und im
Lärmexponierten Bereich für Gewerbe oder auch Sondernutzungen. Die
Tragfähigkeit und Überlagerung mit den als wertvolle Denkmalsubstanz
ermittelten Inhalten ist dort bereits erläutert und abgestimmt.
Dem Leitbild des parallelen Erlebens wird hier widersprochen. Die
freigelegte Substanz sowie die mit geringem Aufwand vorzunehmenden
Entfernung, v. a. der Straße und der Baumpflanzungen, führt schon,
auch ohne den Abriss der Plattenbauten in der Unteren Aue zu einer
Schaffung des zentralen Raumes.
Aber
auch
der,
aus
einen
neuen
Nutzung
resultierende
Individualverkehr, ob ruhend oder beweglich, kann die Geometrie und
die städtebauliche Konzeption mit den erwähnten vegetabilen und
baulichen Facetten erhalten.
Leitbild ist daher der Zustand bei Ende des Kriegs mit den erforderlichen
Anpassungen an eine aktuelle Nutzung mit den russischen Blockbauten
als Nutzungsebene. Die Überlagerung, v.a. in der Aue, bildet hier keinen
größeren Erkenntnisgewinn sondern würde nur eine unplanmäßige
Störung zeigen. Diesem Bild widersprechen sowohl die massiven
Entkernungsmaßnahmen in den vorh. russischen Bauwerken, als auch
der Abriss des zentralen Gebäudes, des sog. Russischen Kaffees. Sonst
müssten auch der Sportplatz, die Zerstörungen durch die ehemaligen
und jetzt abgerissenen Schlepphallen ablesbar bleiben und so zu einer
Überlagerung der eigentlich als künstlerisch, städtebaulich und
historischen Bedeutung eingeschätzten Bereiche führen.
Je nach der Intensität der Nutzung durch die Streitkräfte blieben in der
sowjetischen Zeit die ungenutzten Bereiche frei von Überplanungen und
geben Auskunft über die Höhenlage der einzelnen Gebäude. Auch der
Erhalt der noch bestimmbaren, umfangreichen zeitgenössischen
Pflanzungen sowie der vermessenen Stubben gibt weitere Auskünfte.
Nach der Analyse stellt sich durch die Auflistung der Verluste, der
Veränderungen sowie der das Konzept verändernden Zusätze das
olympische Dorf als planvolles aber konzeptionsloses Relikt dar. Mit der
musealen Nutzung wurde schrittweise eine zielgerichtete, nicht immer
gelungene Entwicklung zum Erhalt unternommen. Diese Entwicklung
störende bauliche Zusätze wurden rückgebaut, Sicherungen zum Erhalt
am Speisehaus sowie der Schwimmhalle wurden vorgenommen.
Die bereits erwähnten Versuche der Mitte-Freistellung sind ein erster
Baustein und eine wichtige Voraussetzung. Die im Moment erstmals
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41
mögliche
wirtschaftliche
Vermarktung
bietet
hierfür
besondere
Bedingungen.
3.2 METHODIK: SUBSTANZ ENTWICKELN
Der nördliche Bereich mit dem Speisehaus, den vollständig vorhandenen
Fundamenten der Mannschaftsgebäude und dem Sportplatz sind am
ungestörtesten und bedürfen nur sichernder Maßnahmen. Damit bieten
die Relikte noch nachvollziehbar die städtebaulichen Qualitäten wie die
Gebäudestellung, die Höhenlage, die Oval-Form und den Versatz der
Körper. Die Bereiche des Märchenwaldes sind nach Aussen hin noch
geschlossen bepflanzt aber in Ihrer veränderten Binnenstruktur nur von
geringerer Bedeutung.
Der westlich angrenzende Bereich von der Aue bis zu den Blockbauten
ist, vor allem im Maßstab und in der Höhenlage stark überformt und
stellt die gravierendste Veränderung durch Verlust der Bausubstanz und
den konzeptionsverändernden Zusätzen, dar. Die angrenzenden
bauzeitlichen Zwei-Geschosser sind im Prinzip unverändert vorhanden;
die Einbauten des Platzes mit Brunnenanlagen und der Verbreiterung
der Fahrstraßen sind erkennbar.
Der ehemalige Hauptzugang hat, trotz Verlustes des Empfangsgebäudes
noch so zahlreiche Bestandreste, dass nur durch die Entfernung der
Plattenbauten der 80’er Jahre die wesentliche Räumlichkeit erfahrbar
ist. Bauliche Reste des Empfangsgebäudes und der Straßen, der
Tunnelwand sowie der Lage des Platzes ermöglichen eine gute
Vorstellung der Planungselemente. Der Abschluss der Aue und die
räumliche Zusammenfügung bleiben zwar offen. Aber mit den
Elementen Platzrelikt, Birkenring und Bastion sowie den Terrassen und
Bäumen der Mannschaftsgebäude kann zumindest an der westlichen
Geländekante die Höhenabwicklung und die Raumsituation, wie in dem
Luftbild, in wesentlichen Teilen erkennbar bleiben.
Einerseits sind durch den Einbau der Schlepphallen in den 60’er Jahren
hinter dem Hindenburghaus auch die größten Verluste an Gebäuden
und Substanz entstanden, aber um das Hindenburghaus mit dem
Baumbestand und den Straßen und Platzrelikten ist die Anschauung
schnell wieder herstellbar.
Abb. 38: Ausschnitt Luftbild, Bauphase, 1936
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42
IV. Massnahmen
4.1 MASSNAHMEN
Zur Freilegung der bauzeitlichen Befunde mit dem Ziel der
Rückgewinnung der räumlichen Erlebbarkeit sind nach Prioritäten
geordnet die folgenden Maßnahmen erforderlich. Zunächst erscheint die
Öffnung der ehemals wichtigen Bereiche und Ausblicke, vornehmlich
durch Rodung des Aufwuchses, nötig.
Dies scheint für den ehemaligen Haupteingang am ehemaligen
Eingangsgebäude, evtl. ohne den Abriss des Plattenbaus, möglich.
Für die Herstellung der ehemaligen Plätze bietet sich der Rest des
Eingangsbereiches, der noch unter der Straße vorhanden ist, an.
Der große Platz vor den Zwei-Geschossern ist durch Entfernung der
Einbauten und Wege wieder erlebbar. Der Innenhof des Speisehauses
stellt im Zusammenhang mit der Grünfläche am Heizhaus eine wieder zu
gewinnende Raumfolge dar.
Der Zugang zum Dorf an der Sporthalle sollte mit dem ehem.
Wendebereich der Sportlerbusse auch wieder den räumlichen Bezug zur
Eulenspiegelsiedlung herstellen.
4.2 BEREICHE
Öffnung der Auen
Rodung der straßenbegleitenden Pflanzungen
Entfernung der Straße bis auf die bauzeitliche Bestandshöhe
Komplettierung der Freilegung des Birkenringes und Nachpflanzung
gem. Befund
Abriss Plattenbauten inkl. der Zugangsterrassen
Abriss Treppenanlage
Obere Aue
Rodung der querenden Pflanzungen um Sportplatz und Parkplatz,
Nachpflanzungen vor den bauzeitlichen Bestandsgebäuden nach
Befund
Begradigung der aufgeschütteten Hangkanten durch talseitiges
Verteilen der Wallbereiche
Sondierung und dauerhafte Sicherung und Markierung der Gräber
Speisehaus und angrenzend
Rodung querende Vegetation, Jungwuchs
Sanierung vorh. Treppenreste, Rekonstruktion der verlorenen rechten
Treppenanlage am Heizhaus und Abriss des Garagenanbaus
Sicherung/Erhalt der Garagentore
künstlerische Interventionen an den Ein-Mannbunkern
Freilegung der vorh. Wegestrukturen
Grünfläche und ehem. westliche Wegeverbindung herstellen
Nördlich der Aue (Sportplatz)
Entfernung der Platten und Rückführung ehem. Wegebreite
Vermutete ehem. zweiter Zugang zur Sporthalle herstellen,
Kohlenplatz mit Abdeckungen und Wegeverbindung zum Rundweg
herstellen
Abriss baulicher russischer Relikte
Nachpflanzungen
Rodung querender Vegetation
Wegeführung bauzeitlich
Abriss der Zuschauerbereiche aus sowjetischer Zeit
Ansaat des Sportplatzes mit Wiesenkräutern nach Aufgabe der
sportlichen Nutzungen
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Waldsee/ Hindenburghaus
Freilegung der vermuteten bauzeitlichen Wegeverläufe um den
Waldsee
Rodungen um Hindenburghaus und Herstellung der parallel zu den
neuen Wegen noch vorh. bauzeitlichen Wege
Freistellung und Ergänzung der bauzeitlichen Vegetationsstrukturen
Abdeckung der Brückenfundamente und Entfernung der
Aufschüttung
Zugänge/ Eingang/ ehem. Empfangsgebäude
Freilegung der vorhandenen Höhenlagen und des Verlaufs der
Wege
Nachpflanzungen im Vorbereich und der Aue
Abriss sämtlicher vorhandener Zäune, russischer Mauerscheiben
Instandsetzung bauzeitlicher Mauern
Eingänge/Plätze
Freistellung durch Rodung
Entfernung störenden Aufwuchses
Freistellung Sichtverbindung/Sichtachsen
Raumkanten, geschlossene Gehölzstrukturen
Nachpflanzung Stubben
Anlage Wiesenflächen
Wege freilegen, wieder herstellen
Abbruch
störende Einbauten ohne Konzept wieder entfernen
4.3 ART DER MASSNAHMEN
Vegetation
Nachpflanzung Gehölze/Stubben
Nachpflanzung Stauden/Sträucher
Ansaaten Wiese
Markierung und Erhalt nur der als markant ermittelten Baumsubstanz
Erforderliche Gehölz-Nachpflanzungen
Ehemalige Hecken an Sportplatz nicht als Stangenwald sichern
Bauliche Herrichtung
Bauliche Instandsetzung
Vermauerungen der bauzeitlichen Treppen auflösen
Abgrenzungsmauer an Tunnel herstellen
Raumkanten herstellen
Brücke auflegen
Maßnahmen zur Topografie
vorh. bauzeitliche Treppen und Terrassen an Mannschaftsgebäuden
sichern
Garagentore
Fundamentplatte Sauna
Rekonstruktionen
Trafogebäude
Empfangsgebäude und Vorbereiche
Treppenanlagen an Heizhaus
Wasserführung Waldsee sichern und entschlammen
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Künstlerisch/ gesellschaftliche Interventionen
Info-Tafeln für museale Nutzung aufstellen
Ein-Mann Bunker beleuchten/ bemalen
Fundament eines Mannschaftsgebäude exemplarisch erhalten und
bedachen
Ecksteine nach Befund an bauzeitlichen Straßen einfügen
Gräber vor Speisehaus sichern, freilegen, kennzeichnen
Topographie
Aushub der verschütteten bauzeitlichen Wege und Wegekanten
Verbringung Aushub zur Füllung von Geländekanten aus sowjet. Zeit
Abbruch Café-Fundament und Schaffung bauzeitlicher Höhenlage
Untersuchungsbedarf/ Offene Fragen
Wegeverläufe ermitteln (Schwimmhalle)
bauzeitliche Nachweis einzelner Bäume, (Ärztehaus)
Zeitpunkt der Beteiligung Wiepkings
Gutachten zum Waldsee, Entschlammung, Uferkante, Wieder-
vernässung durch Oberflächenwasser
Pflegekonzept zur Regeneration:
Für die Wiederherstellung der ursprünglichen Bepflanzung und zur
Korrektur der aufs nötigste reduzierte Pflege ist mit dem Beginn der
Sanierungen ein Pflegekonzept zu erstellen:
1.
Entfernung von nachträglich gepflanzten artfremden Gehölzen bzw.
Nachpflanzung von verlorenen Pflanzen gem. Befund Stubben/
Fotos,
2.
Pflegeschnitt, Totholz
3.
Etablierung von Wiesengesellschaften und Reduzierung des
Mahdregimes
4.
Aufforstung von Bereichen mit Waldvegetation
5.
Nachpflanzung von Strauchbereichen
6.
Fortführung der Pflege mit Pflegeschnitten, zunächst 2-jährig
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ABBILDUNGSVERZEICHNIS
Abb. 1: Der Aufbau Titelseite, Gesellschaftsbau, Seebad Prora ........................................................................................................... 7
Abb. 2: Hindenburghaus mit zwei Textreliefen und Wappenschild über dem Portal, 1936 ............................................................... 8
Abb. 3: Entwurfsmodell, 1.5.1934 veröffentlicht.................................................................................................................................. 9
Abb. 4: Entwurfsplan 20.Juni 1934, Werner March............................................................................................................................ 10
Abb. 5: Plan 11.7.1934, Werner March ............................................................................................................................................... 11
Abb. 6: Entwurf des Olympischen Dorfes, Juni 1935, Amtliche Karte zu den Olympischen Spielen................................................ 12
Abb. 7: Modell des Olympischen Dorfes, ausgestellt in der Olympiaausstellung im Februar 1935 ................................................. 13
Abb. 8+9: Heinrich Wiepking, Olympisches Dorf, Mai 1936, Werner March, Ausgeführter Zustand, 1936 ..................................... 14
Abb. 10: Bastion von dem Birkenring, 1936-1945.............................................................................................................................. 15
Abb. 11: Entwurf Jugendpark Groß-Berlin, 1916, Martin Wagner und Leberecht Migge. ................................................................ 15
Abb. 12: Situationsplan Krankenhaus Am Steinhof, Wien-Penzing, 1906, Carlo von Boog, Abschluß mit der Kirche von Otto
Wagner ....................................................................................................................................................................................... 16
Abb. 13: Waldsitz in Wannsee, Erlenbestand vor Kiefern, Villa Collignon, 1923-1926..................................................................... 18
Abb. 14: Waldsitz in Wannsee, Lageplan, Villa Collignon, 1923-1926 .............................................................................................. 18
Abb. 15+16: Waldsitz in Wannsee, Waldwiese am Hang, Villa Collignon, 1923-1926..................................................................... 19
Abb. 17: Waldsitz in Wannsee, Blick vom Erlenbestand zum Wannsee, Villa Collignon, 1923-1926 ............................................... 19
Abb. 18: Terrassenmauer an Hausterrasse, Blick auf das Heizhaus, 1936 ........................................................................................ 20
Abb. 19: Zusammenfügung der Baufelder im Verhältnis zu den Solitärgebäuden........................................................................... 21
Abb. 20: Haus Plauen vom Waldsee, 1936-1945................................................................................................................................ 22
Abb. 21: Karte Platzfolgen .................................................................................................................................................................. 22
Abb. 22: Luftbild Blick über Speisehaus in die Aue, 1936 ................................................................................................................. 23
Abb. 23: Blick durch das Tor des Eingangsgebäudes auf den Birkenring ......................................................................................... 23
Abb. 24+25: Trafohäuschen oben mit Flachdach, 1936, unten mit Walmdach, Ausschnitt 1945 .................................................... 24
Abb. 26: Trafohaus Ruine, September 2008 ....................................................................................................................................... 25
Abb. 27: Unterkünfte nördlich des Speisehauses, ca. 1941 ............................................................................................................... 26
Abb. 28: Ärztehaus, Blick von der unteren Aue auf Birkenring und Bastion, 1936 ........................................................................... 27
Abb. 29: Randsteine hier am „Haus Lübeck“, Juli 1939 .................................................................................................................... 27
Abb. 30: Statue „Dionysos“ östlich vor dem Lazarett, 1937............................................................................................................... 29
Abb. 31: Olympisches Dorf, Zustand 1992.......................................................................................................................................... 30
Abb. 32: Bestandsplan Sowjetzeit, ca. 1980er Jahre.......................................................................................................................... 31
Abb. 33: Karte Segmentierung der Auen und Zentrierung durch Gebäudeverlust und Neubebauung, Zustand bis 1992 .............. 32
Abb. 34: Vermesserplan, 2015 ............................................................................................................................................................ 35
Abb. 35: Grabung untere Aue Mai 2016 ............................................................................................................................................. 35
Abb. 36: Empfangsgebäude: Ehemalige Gepäckaufbewahrung mit Platz, 2016.............................................................................. 36
Abb. 37: Historisches Raumkonzept ................................................................................................................................................... 38
Abb. 38: Ausschnitt Luftbild, Bauphase, 1936.................................................................................................................................... 41
PLANVERZEICHNIS ZUR ANLAGE
Lageplan Bestand
A 1
Maßstab 1:1.500
Lageplan Maßnahmen
A 1
Maßstab 1:1.500
Lageplan Zielstellung
A 1
Maßstab 1:1.500
Konkretisierung Baumerhalt –
1. Bauabschnitt
A 3
Maßstab 1:3.000
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46
ABBILDUNGSNACHWEIS
Abb. 2
Hübner,
Emanuel:
Das
Olympische
Dorf
von
1936.
Planung,
Bau
und
Nutzungsgeschichte, 2015, S. 543.
Abb. 3 + 4
Hübner,
Emanuel:
Das
Olympische
Dorf
von
1936.
Planung,
Bau
und
Nutzungsgeschichte, 2015, S. 498.
Abb. 5 - 9
Hübner, Emanuel: Tafelband, Planung, Bau und Nutzung des Olympischen Dorfes von
1936, 2013, unveröffentlicht, S. 25, 29, 31, 35, 34.
Abb. 10
Hübner, Emanuel: Tafelband, Planung, Bau und Nutzung des Olympischen Dorfes von
1936, 2013, unveröffentlicht, S 295.
Abb. 11
Gäzer, Ralph: Grünplanung für Städte. Stuttgart, 2001, S. 15.
Abb. 12
Architektur im 20. Jahrhundert. Österreich, Hrsg. Becker, Steiner, Wang, München/New
York, 1995, S. 126.
Abb. 13 - 17
H. F. Wiepiking-Jürgensman: Garten und Haus 1. Das Haus in der Landschaft, Bücher
der Gartenschönheit 6, Berlin, 1927, S. 126, S. 127, S. 128, S. 129, S. 130.
Abb. 18
Dost, Susanne: Das Olympische Dorf im Wandel der Zeit, 2004.
Abb. 19
Büro Hackenberg, Plan, Oktober 2016.
Abb. 20
Dost, Susanne: Das Olympische Dorf im Wandel der Zeit, 2004.
Abb. 21
Büro Hackenberg, Plan, Oktober 2016.
Abb. 22
Hübner, Emanuel, Foto Privatbesitz, Foto, undatiert.
Abb. 23
Hübner, Emanuel, Foto Privatbesitz, Foto, undatiert.
Abb. 24 - 26
Hübner, Emanuel:
Tafelband, Planung, Bau und Nutzung des Olympischen Dorfes von
1936, 2013, unveröffentlicht, S. 216, S. 206, S. 217.
Abb. 27
Hübner, Emanuel, Foto Privatbesitz, ca. 1941.
Abb. 28
Dost, Susanne: Das Olympische Dorf im Wandel der Zeit, 2004.
Abb. 29
Hübner, Emanuel, Foto Privatbesitz, Juli 1939.
Abb. 30
Hübner, Emanuel: Tafelband, Planung, Bau und Nutzung des Olympischen Dorfes von
1936, 2013, unveröffentlicht, 2013, S. 345.
Abb. 31:
Hübner, Emanuel: Tafelband, Planung, Bau und Nutzung des Olympischen Dorfes von
1936, 2013, unveröffentlicht, S. 50.
Abb. 32
Hübner, Emanuel: Plan aus der Sowjetzeit, Privatbesitz, ca. 1980er Jahre.
Abb. 33
Plan Büro Hackenberg, Oktober 2016.
Abb. 34
Vermessungsbüro Böger, Vermesserplan, 18.12.2015.
Abb. 35
Büro Hackenberg, Foto, 2016.
Abb. 36
Büro Hackenberg, Foto, 2016.
Abb. 37
Büro Hackenberg, Plan, Juli 2015.
Abb. 38
Hübner, Emanuel, Foto, Privatbesitz, 1936.
Abb.1
http://www.ndr.de/kultur/geschichte/schauplaetze/Der-Koloss-von
Ruegen,prora113.html, 09.11.2016.
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QUELLENVERZEICHNIS
Universitätsarchiv TU Berlin, Bestand 208, Nr.16: Ausschreibung, 23.2.35.
Bund Deutscher Landschaftsarchitekten: Chronik der Gründungen, in: Handbuch
2016/2017, S.22; Berlin.
Butenschön, Sylvia: Elstal. Zum Denkmalwert der Außenanlagen des ehemaligen
Olympischen Dorfes von 1936 bei Berlin. In: Brandenburgische Denkmalpflege. Neue
Folge, Jahrgang I, Heft II, 2015.
Butenschön, Sylvia: „Die schönste Kaserne der Welt“ – über 50 Jahre militärische
Nutzung des früheren Olympischen Dorfs Berlin – Elstal. In Historische Grünanlagen
und Freiräume. Sektion IV.
Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur DGGL (Hrsg.): Kellner, U.,
Die historische Entwicklung des Stadtgrüns, in Zukunft Stadtgrün, 2014,.
Dost, S.: Das Olympische Dorf im Wandel der Zeit, Berlin 2004
Durth,
W., Nerdinger W.: Architektur und Städtebau der 30er/40er Jahre, 1994.
Hinz, Gerhard, Nachlass in Nürnberg, Gartenamt, E 10/79, Brief Herr Hensel an Prof.
Wiepking: Verpflanzungswagen mit schwenkbarer Achse, 15.12.1936.
Gröning, Gert: DGGL, Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftspflege e.V.,
Ein Rückblick auf 100 Jahre DGGL, 1887 – 1987, Berlin,1987.
Gröning, Gert; Wolschke-Bulmahn, Joachim: Die Liebe zur Landschaft, Teil I: Natur in
Bewegung, München, 1986.
Gröning, Gert; Wolschke-Bulmahn, Joachim: Die Liebe zur Landschaft, Teil III: Der Drang
nach Osten, München, 1987.
Gröning, Gert; Wolschke-Bulmahn, Joachim: Grüne Biographien, Biographisches
Handbuch zur Landschaftsarchitektur des 20. Jahrhunderts in Deutschland, Berlin,
1997.
Gutschow, Niels; Ordnungswahn –‚Architekten planen im Eingedeutschten Osten‘ 1939-
1945; Berlin, 2001
Hübner, E.: Das Olympische Dorf von 1936; Paderborn, 2015.
Krämer, A., in: Gartenkunst 49, 1936.
Kellner, U., Heinrich Friedrich Wiepking; 1998.
Staatsarchiv Osnabrück, Dep. 72b Nr.24: Kunst-Dienst Berlin, 1.4.1938, 2.2.1938.
Lingenauber, Klaus: Das Berliner Olympiagelände im Spannungsfeld zwischen
Gartendenkmalpflege und Modernisierung. In: Hrsg: Landesdenkmalamt Berlin: Berlin
im Wandel. 20 Jahre Denkmalpflege nach dem Mauerfall. Band 35, 2010.
Mader, Günter: Gartenkunst des 20. Jahrhunderts. Garten- und Landschaftsarchitektur in
Deutschland, Stuttgart, 1999.
March, Walter, Lebenslauf, März 1937, o. V., Pb. March, J.
March, Werner, Der Aufbau des olympischen Dorfes; 1936.
March, W. ‚Der Aufbau des olympischen Dorfes‘, Bauwelt 26, 1936.
Hellwag, Neue Literatur, (1936).
Dr. Paschke, Ralf: Gutachterliche Stellungnahme, 17.03.1993,Brandenburgisches
Landesamt für Denkmalpflege, Brüderstraße 13.
Prora Zentrum e.V.: A Guide for Prora. Historic Round Trip, 2010.
Prora Zentrum e.V.: Bergen im Nationalsozialismus. Ein Stadtführer, 2007.
Schäche, W.: Zur Baugeschichte des Olympischen Dorfs und dem Zusammenhang von
Architektur und Landschaftsplanung, in: DKB-Stiftung, Vergessener Ort 2009, S.119
Schäfer, Karl, Handskizze Gräberfeld April 1945, 1948, in: Gemeindearchiv Wustermark.
Seifert, Alwin 1933, Der kommende Garten, in: Deutsche Bauzeitung 19, 1933.
Schmidt, A.: Gleichgeschaltete Landschaft; o,V., Manuskript, 2016.
Schulz, G., Redemanuskript zum Richtfest, 25.9.1935.
Staatsarchiv Bremen, 7, 2010-73
Troll, Carl, Die geographische Wissenschaft in Deutschland 1933 -1945, 1947.
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48
Wiepking-Jürgensmann, H.F.: ‚Über die Landschaft des olympischen Dorfes‘, in: Die
Gartenkunst 49, 1936.
Wiepking-Jürgensmann, H.F.: Garten und Haus I:‚Das Haus in der Landschaft ́, Bücher
der Gartenschönheit 6, Berlin 1927.
http://www..welt.de/kultur/history/article106226103/
Was-Hitler-durch-die
Blume-
sagen-wollte. 22.08.2016
Gartendenkmalpflegerische Zielstellung
Olympisches Dorf Elstal
Klaus-Peter Hackenberg
Landschaftsarchitekt
Textbezug: Abbildung 1
Titelseite der NSDAP-Zeitung „Der Aufbau“ vom Seebad
Prora in der Bauphase, Restaurantbau / Kino.
Quelle:http://www.ndr.de/kultur/geschichte/schauplaetze/Der-
Koloss-von Ruegen,prora113.html, 09.11.2016.

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